■ Mit der Geldschwemme auf du und du
: Nord-Dagoberts

Oslo (taz) – Norwegens Finanzminister Sigbjörn Johnsen hat europaweit einmalige Geldsorgen. Sein Budget für das kommende Haushaltsjahr weist einen saftigen Überschuß auf. Den will die Regierung nun nicht in neue Krankenhäuser, Kindergärten und Altersheime investieren, sondern gewinnbringend ans Ausland weiterverleihen. Für künftige Generationen, die vom Ölboom als einzige Hinterlassenschaft Hunderte ausrangierter Ölplattformen behalten, wird was auf die hohe Kante gelegt.

Über 10 Milliarden Kronen, fast 3 Milliarden Mark, ist die erste Rate auf die Zukunft, die im „Ölfonds“ landet, wie das Sparbuch passenderweise heißt. Das Öl ist es natürlich, das den NorwegerInnen diese historiche Geldschwemme beschert. Aber auch – jeder Wirtschaftsliberalist heult auf – weil nahezu die Hälfte der norwegischen Wirtschaft dem Staat gehört. Auf umgerechnet 180 Milliarden Mark berechnet sich der Anteil der „Norwegischer Staat AG“ am Wirtschaftsvermögen des 4,3-Millionen-EinwohnerInnen-Lands.

Die Sache mit dem Ölfonds – in dem in den nächsten zehn Jahren rund 50 Milliarden Mark landen sollen – ist theoretisch eine feine Sache. In der Praxis aber befürchten viele ÖkonomInnen, daß sich das Sparen unterm Strich nicht lohnt. Das Anlegen des Geldes werde nur die einheimische Währung zu stark werden lassen, damit der norwegischen Industrie ihre Konkurrenzkraft rauben. Andere wollen Steuersenkungen. Zumindest diesen KritikerInnen ist der Finanzminister ein Stück entgegengekommen: Die Steuern werden tatsächlich im nächsten Jahr gesenkt. Um 100 Kronen. Jährlich. Reinhard Wolff