Aha-Erlebnis oder bescheidener Beitrag?

■ Reise nach Jerusalem in 46 Etappen – Zum Programm der Jüdischen Kulturtage

„So manche Aha-Erlebnisse“ versprach Roman Skoblo, Kulturbeauftragter der Berliner Jüdischen Gemeinde, bei der Vorstellung des Programms der 9. Jüdischen Kulturtage, die am Donnerstag mit der Ausstellung „Jerusalem – Gesichter einer Stadt“ des seit 1991 in Deutschland lebenden russischen Fotografen Julij Koltun im Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße begannen.

Mehr oder weniger eng mit der Stadt Jerusalem verknüpft sind auch die übrigen 45 Veranstaltungen, die in den folgenden Wochen im Rahmen der Kulturtage stattfinden. Geplant sind Vorträge und Diskussionen, Konzerte traditioneller Musik, Ausstellungen sowie eine Filmreihe.

Am 13. November lädt das Centrum Judaicum zur dreitägigen Konferenz „Halacha und Bürgerrecht“ in seine Räume in der Oranienburger Straße. Thema der zehn Referenten aus Israel, den USA und Deutschland: „Der Beitrag deutsch-jüdischer Juristen zu gesellschaftlichen Fragen der Zeit“. Für die Teilnahme ist eine Anmeldung beim Moses-Mendelsohn-Zentrum erforderlich (0331) 280 94 12).

Das Gemeindehaus in der Fasanenstraße verwandelt sich ab dem 19. November in einen jüdischen „Ballroom“. Dort werden unter anderem die Sängerin Zehava Ben, die Klezmatics, Habreira Hativit, David De'or und Slomo Bar gastieren. Im Zeughauskino startet am 12. November die Reihe „Filme aus Israel“. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Jerusalemer Steven Spielberg Jewish Film Archive.

Dabei kommt – Achtung, Superlativ! – der „erste in Palästina gedrehte Film“ aus dem Jahre 1911 zur Aufführung, aber auch Filme wie „Hide and Seek“ (1980), „Hamsin“ (1982), „Beyond the walls“ (1984), von denen man noch am ehesten einen Einblick in aktuelle Probleme des Landes erwarten darf.

Die mit Abstand aufwendigste Unternehmung der Jüdischen Kulturtage, die Ausstellung „Die Reise nach Jerusalem“ im Schloß Charlottenburg, lag Roman Skoblo besonders am Herzen.

An der Erfolgsausstellung „Jüdische Lebenswelten“ von vor drei Jahren orientiert, sollen vom 22. November bis zum 29. Februar rund 550 Ausstellungsobjekte die jüdischen, muslimischen und christlichen Traditionen in Jerusalem aufzeigen.

Um einiges reservierter als Skoblo äußerte sich dagegen Jerzy Kanal in seiner Einführungsrede. Die diesjährigen Kulturtage seien, so der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, lediglich „ein bescheidener Beitrag zum Berliner Kulturleben“. Daß Kanals Zurückhaltung selbstkritisch gemeint war, ist kaum anzunehmen. Über das umstrittene Motto der Veranstaltungsreihe, die 3.000-Jahr-Feier Jerusalems, wurde am vergangenen Donnerstag kein Wort verloren. Ulrich Clewing

Bis 5.12., Info unter Tel.: 883 65 48