: Zwickels neue Freunde
■ Die IG-Metall wird beweglich. Die AEG-Hausgeräte GmbH ist begeistert
Reiner König ist Pressechef bei AEG-Hausgeräte in Nürnberg. Dort bauen 4.200 Mitarbeiter die allseits beliebten Haushaltsgeräte.
taz: Daß sich der Arbeitgeberverband Metall nicht einig ist in seiner Reaktion auf die neue Beweglichkeit, die IG-Metall-Chef Zwickel zeigt...
Reiner König: ...wundert mich nicht. Die sind sich doch nirgendwo einig.
Wie beurteilen Sie das IG-Metall-Angebot von untertariflichen Einstiegslöhnen und Quasi-Nullrunden in Tarifverhandlungen?
Die kommen endlich runter von den alten Gleisen der starren Tarifpolitik, die uns nur ins Nirgendwo führen. Jetzt macht sich jeder Gedanken um eine gemeinsame Zukunft.
Die IG-Metall will sich weiter mäßigen, wenn die Arbeitgeber neue Arbeitsplätze schaffen. Wie lautet Ihr Angebot?
Wir haben in diesem Jahr allein schon 200 neue Arbeitsplätze eingerichtet. Eine Zusage für 1997 kann ich nicht geben. Wir sind auf einem hohen Niveau, weil wir ein neues Produkt haben, die leise Spülmaschine.
Glückwunsch. Arbeiten Sie auch an Programmen, Langzeitarbeitslose einzustellen, so wie von Zwickel gefordert?
Das hat er doch erst diese Woche gesagt. Wir reagieren schnell, aber so schnell sind wir auch nicht.
Rudolf Gehr vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall will den für 1996 abgeschlossenen Tarifvertrag rückgängig machen, wenn die IG-Metall langfristig die Sicherheit von Arbeitsplätzen einklagt. Teilen Sie diese Haltung?
Der Branche haben diese Tarifabschlüsse massive Nachteile gebracht. Unsere Hauptwettbewerber sitzen in Italien und die Lira ist um 40 Prozent gefallen. Das haut rein. Aber wir fangen das auf, durch unsere neue Spülmaschine. Viele andere Firmen knapsen daran, das kostet die Arbeitsplätze. Das ist eine Katastrophe. Aber AEG-Hausgeräte bleibt beim Tarifvertrag 1996.
Generell stößt Gehrs Forderung aber auf Ihr Verständnis?
Ja klar, denn die Gewerkschaften müssen wissen, daß jede hohe Lohnforderung neue Arbeitsplätze aus Deutschland herausverhandelt. Das Lohnniveau in der Metallerbranche ist hoch genug. Das hatte der Zwickel bei seinen Vorschlägen wohl auch im Blick. Interview: Annette Rogalla
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