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Unangenehme Offenbarung

■ Auswärtiges Amt dementiert „mißverständliche Äußerung“ eines türkischen Ministers über deutsche Waffen in Kurdistan

Hamburg/Bonn (AFP) – Die Bundesregierung hat einen Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel zurückgewiesen, wonach die Türkei erstmals den Einsatz deutscher Waffen gegen Kurden im Südosten des Landes zugegeben habe. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte am Samstag, die Meldung gehe offenbar auf eine „mißverständliche Äußerung“ des neuen türkischen Verteidigungsministers Vefa Tanir zurück. Der Minister soll laut Spiegel vor einer deutschen Delegation um Verständnis dafür gebeten haben, daß zum „Schutz gegen Terroristen“ auch aus Deutschland gelieferte Panzer eingesetzt werden müßten. Das Auswärtige Amt betonte dagegen, Vertreter der deutschen Botschaft in Ankara seien bei dem Gespräch gewesen. Nach deren Bericht habe Tanir abschließend klargestellt, daß „im Südosten der Türkei keine NVA- Schützenpanzer aus deutscher Lieferung eingesetzt“ worden seien.

Nach Angaben des Spiegels hatte Tanir bei dem Treffen mit Mitgliedern des Bonner Verteidigungsausschusses Mitte Oktober auch eingeräumt, daß es sich bei dem Vorfall 1992 in der Nähe des anatolischen Ortes Cizre „bedauerlicherweise“ um einen deutschen Panzer aus ehemaligen DDR-Beständen gehandelt habe. Auf Fotos sei damals zu sehen gewesen, wie ein Mensch von dem Schützenpanzer über einen Platz geschleift wurde. Der Minister gab laut Spiegel an, es habe damals kein anderes Fahrzeug zur Verfügung gestanden, um die Leiche aus dem Weg zu räumen.

Der Einsatz deutscher Waffen im Kampf gegen die PKK ist nach den Vereinbarungen über die Waffenlieferungen unzulässig.

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