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Keine Enkel Winnetous

■ Mit Dance Me Outside tanzt Bruce McDonald indianisch

Es wird sich inzwischen herumgesprochen haben, daß das Bild von Indianern als alkoholabhängigen Gammlern eine Fabel der Newt Gingrichs der US-amerikanischen Politik ist. Nur bis hin zu den Filmemachern wohl noch nicht. Denn allzu viele haben sich nicht wie der kanadische Regisseur Bruce McDonald filmisch einer Umwertung dieses fatalen rassistischen Vorurteils gewidmet. Filme wie Der mit dem Wolf tanzt traten ja lediglich mit dem Anspruch an, den historischen Indianern ihre, zumindest sprachliche, Würde zurückzugeben, indem sie vom leidigen Film-Pidgin erlöst wurden.

Dance Me Outside hingegen behauptet von Anfang an, daß Jugendliche mehr mit der weltumspannenden MTV-Jugend zu tun haben als mit indianischer Tradition – was auch immer das sein mag. Ein wenig wird dazu der Mythos aus Rumble Fish bemüht, wenn der große Bruder Gooch aus dem Knast zurückkehrt, geläutert und seltsam befriedet. Doch die Ikone bleibt nicht wie in Copollas Meisterstück im Zentrum des Handlung, sondern das Allgemeine, die Clique und die Familie.

Aus der Perpektive des lakonischen Spaßvogels Silas (Ryan Black), gleichzeitig Erzähler und Hauptdarsteller, werden zwei Wochenenden im Indianerreservat von Kidabanesee geschildert. Zwischen diesen beiden Wochenenden liegt ein Jahr. Lediglich dieses eine Jahr wurde ein weißer Mann für den Mord an einem indianischen Mädchen eingesperrt. Für Silas zerstiebt durch diesen rassistischen Justizirrtum sein american dream, der ihn mit seinem besten Freund Frank Fencepost (Adam Beach) zur Mechanikerschule in die Satdt bringen sollte. Er sinnt nun auf Rache. Doch einen Mord zu begehen ist nicht so leicht wie im Film, zeigt dieser Film.

Volker Marquardt

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