Der ganz andere Zivildienst im Ausland

■ Freiwillige der „Aktion Sühnezeichen“ berichten von ihren Erfahrungen

Zwei Wochen tagten sie bei Lüneburg und tauschten Erfahrungen aus, um danach in norddeutschen Kirchen, Schulen und Redaktionen für die Idee zu werben: 24 junge Leute, die nach anderthalb Jahren Sozialdienst im Ausland zurück nach Deutschland kamen. Als Freiwillige der „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ (ASF) waren sie in Israel, den USA, Frankreich, Rußland oder auch Tschechien.

Hochmotiviert seien alle „Sühner“, sagt der Hamburger Dirk Laabs. Er arbeitete als Altenpfleger in einem Kibbuz bei Haifa. Generell verlagere sich die ASF-Arbeit derzeit von der Gedenkstätten- und Erinnerungsarbeit hin zu Sozialprojekten. „Die Überlebenden der Shoah sterben halt aus“, stellt Laabs fest. Als Freiwilliger der ASF leistete er den „Anderen Dienst im Ausland“ ab, eine ziemlich unbekannte Alternative zum Zivildienst. Neben der evangelischen Aktion Sühnezeichen betreut auch die ökumenische „Eirene“ derartige Plätze. Die Freiwilligen müssen pro Monat einen Eigenbeitrag von 800 bis 1000 Mark aufbringen und darüberhinaus noch einen Kreis von Förderern präsentieren, die Geld für die Arbeit spenden. Laabs, „kein Kirchenfreak“, wie er sagt, war völlig überrascht, wie stark sich einzelne Lehrer daran beteiligten.

Die wenigen Frauen, die sich für die Arbeit in der ASF interessieren, nennt Laabs „hardcore“-Freiwillige. Im Gegensatz zu den Männern winkt ihnen kein formaler Vorteil. Der Dienst zählt nicht als Praktikum, und bei Bewerbungen für Studienplätze erhalten sie nicht einmal den für „gediente“ Männer üblichen Bonus auf den Notendurchschnitt.

Was es zu gewinnen gibt, beschreibt Philipp Lichterbeck. Der 22jährige hat mit „Hispanos“ auf Farmen in Ohio gearbeitet. Sein Selbstbewußtsein habe mächtig zugenommen. Ein dickes Plus seien die erworbenen intensiven Sprachkenntnisse. Befriedigt schaut Lichterbeck auch auf die „pragmatische Arbeit“ zurück. Dazu Laabs: „Als Linker kann man es sich hier leisten, nichts zu tun.“ Er hat bereits einige Besuche in Hamburger Schulen terminiert, um dieser Haltung entgegenzuwirken. fg