: Großflughafen ade?
■ Aufsichtsratschef und Minister rechnen mit neuen Verzögerungen
Die Fertigstellung des Großflughafens Berlin-Brandenburg wird länger dauern als bisher angenommen. Der Flughafen könne nicht vor dem Jahr 2010 in Betrieb genommen werden, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Berlin- Brandenburg Flughafenholding (BBF), Hans-Olaf Henkel, in einem Interview der Berliner Morgenpost. Die Idee, ihn 2004 zu eröffnen, sei von Anfang an unrealistisch gewesen.
„Die Kapazitäten eines ausgebauten Flughafens Berlin-Schönefeld werden für Berlin garantiert bis 2010 reichen – auch ohne Tempelhof“, meinte Henkel, der auch Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie ist. Dies sei der „frühestmögliche Zeitpunkt“ für die Inbetriebnahme des geplanten Großflughafens.
Brandenburgs Wirtschaftsminister Burkhard Dreher hatte am Freitag deutlich gemacht, daß sich die Entscheidung über den Standort weiter verzögern wird. Sollte die Entscheidung eigentlich bis Frühjahr 1996 fallen, so werde sie jetzt erst im ersten Halbjahr kommenden Jahres erwartet. Zunächst müßten die drei Gesellschafter die Ergebnisse zur Finanzierung eines neuen Flughafens in Sperenberg auswerten. Bedingt durch die fehlende Verkehrsanbindung ist das Projekt um etwa 1,4 Milliarden Mark teurer als ein Neubau in Schönefeld-Süd.
Das Potsdamer Kabinett will Vorschläge für den Standort Sperenberg und die private Finanzierung der Verkehrsanbindung zum Jahresende vorlegen. Der BBF- Vorsitzende Henkel wollte sich nicht auf einen Standort festlegen: „Ich weiß nicht, was leichter ist. 600 Menschen umsiedeln oder vier Millionen Bäume zu fällen?“ dpa
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