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Eine Grippewelle ist im Anzug

■ 100 verschiedene Viren / Tips gegen Erkältung

Papiertaschentücher haben Hochkonjunktur. Jedes Jahr zeigt sich das gleiche Bild: Die Wartezimmer der Ärzte sind überfüllt, stundenlange Wartezeiten sind keine Seltenheit. Die Krankheitsfälle häufen sich. Manch' einen fesselt die Erkältung ans Bett: Überall in Deutschland wird gehustet und geschnieft: Mit der kalten Jahreszeit sind wieder eine Vielzahl verschiedener Erkältungsviren aktiv geworden.

Die gefürchtesten von ihnen halten sich allerdings noch zurück, die Grippeviren: „Das kann nächste Woche aber schon anders aussehen“, warnt Hildegard Willers. Die Ärztin ist am niedersächsischen Landesgesundheitsamt beschäftig, das auch das Grippe-Überwachungszentrum für ganz Deutschland beherbergt.

In dieser Saison werden die Deutschen – im Gegensatz zu Franzosen und Engländern – bisher „nur durch normale Erkältungskrankheiten“ geplagt. Der Unterschied zwischen einer echten Grippe, der Influenza, und einem grippalen Infekt ist laut Willers jedoch im Einzelfall oft nicht zu erkennen, selbst für Ärzte nicht.

Genau darin läge die Gefahr, die Grippe werde häufig unterschätzt. „Symtome wie Husten, Schnupfen, Müdigkeit und Fieber treten bei mehr als 100 verschiedenen Viren auf“, erläuterte die Ärztin. Die Influenza könne aber besonders schwer verlaufen, bei älteren und chronisch-kranken Patienten sogar zum Herztod führen. Zudem sei die Grippe viel ansteckender als weniger gefährliche Erkältungen.

In ganz Deutschland stehen Ärzte mit dem nationalen Referenzzentrum für die Influenza-Überwachung in Hannover und dem Robert-Koch-Institut in Berlin in Verbindung. Besteht aufgrund der hohen Anzahl der Krankheitsfälle der Verdacht auf Grippe, läuft die Arbeit in den Labors auf Hochtouren. Die Forscher isolieren das Virus und stellen ihre Erkenntnisse der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Pharmaindustrie zur Verfügung. „Das ist sehr wichtig, da das Grippevirus sich im Gegensatz zu anderen Viren ständig ändert. Nur mit aktuellen Daten kann ein wirksames Impfserum hergestellt werden“, erläuterte Willers. Das sei umso wichtiger, da eine rechtzeitige Impfung nach wie vor der einzige Schutz ist.

Wer die Influenza erst einmal hat, dem bleibt nur das Auskurieren: „Selbst Antibiotika helfen per se nicht“, berichtete die Grippe-Expertin. Nur wenn gleichzeitig beispielsweise eine Lungenentzündung auftritt, sei die Einnahme der bakterientötenden Medikamente angebracht. Gegen fiebersenkende, hustenlindernde und abwehrstärkende Medizin hat die Ärztin nichts einzuwenden: „Diese Mittel bekämpfen zwar nicht das Virus, lindern aber die Begleiterscheinungen.“ Eine vorherige Rücksprache mit dem Arzt sei jedoch auch bei vielen freikäuflichen Mitteln angebracht.

Auf jeden Fall sollen Grippekranke viel schlafen, sich ausruhen, schwitzen, ausreichend trinken und – sofern kein Fieber auftritt – warm angezogen an der frischen Luft spazierengehen. „Das gilt auch für alle Erkältungskrankheiten.“ In leichteren Fällen geht es auch ohne Medikamente, rät die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) Bremen/Bremerhaven. „Eine gesunde vitaminreiche Ernährung mit Salaten, frischem Obst und Gemüse macht die zusätzlich Einnahme von Vitaminpräperaten meist sogar überflüssig“, betont die AOK in einer Presseerklärung zum Thema Erkältungszeit. In leichteren Fällen rät die Krankenkasse zu Erkältungsbädern und heißen Dampfbädern bei Schnupfen. Bei lästigem Husten helfen beispielsweise auch Lutschbonbons. Die sollen den Hals feucht halten. Bei hohem Fieber gilt immer noch die Devise „viel Schlafen hilft“. Auch mit Wadenwickeln kann man dem Fieber hervorragend zu Leibe rücken. Doch zurück zu den ernsteren Fällen: Grippeviren gibt es auf dem ganzen Erdball, insbesondere in den kalten Jahreszeiten. Auch Tiere können befallen werden. In neun von zehn Wintern gibt es in Deutschland laut Willers eine Grippewelle. „Wo das Virus im Sommer bleibt, ist nach wie vor ungeklärt“, sagte die Medizinerin. Die sogenannte Sommer-Grippe, eine Durchfallerkrankung, habe nichts mit dem Influenza-Erreger zu tun. dpa/taz

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