: Leerstand bei der SPD
■ In neuer SPD-Bundeszentrale noch 4.000 Quadratmeter Bürofläche frei. Politkrise bremste die Suche von Mietern
Eigentlich sollte die Vermietung der neuen SPD-Bundeszentrale in der Wilhelmstraße in Kreuzberg schon längst geklärt sein. Doch während die Arbeiten am Bau zügig vorankommen, brachte der andauernde Hauskrach den Zeitplan der Genossen durcheinander. Bundesschatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier hatte mit Günter Verheugen die Belegungspläne längst abgestimmt, da trat der Bundesgeschäftsführer überraschend zurück. „Wir hätten Gespräche mit Interessenten führen können, wenn es den Trubel in unserer Partei nicht gegeben hätte“, seufzt Wettig-Danielmeier.
Sorgenkind der Bonner SPD- Zentrale sind rund 4.000 von insgesamt 14.000 Quadratmeter Büro- und Ladenfläche. Diese will die Partei mit Beginn des Regierungsumzugs 1999 selbst nutzen, die Büros werden daher nur kurzfristig vermietet, wie Wettig-Danielmeier erklärt: „Vorgesehen sind allenfalls dreijährige Verträge.“
Während die Ladenzeile im Erdgeschoß längst ausgebucht ist – zu den Mietern gehören ein Reisebüro und ein Bistro – und für zwei der sechs Etagen „Vorverträge“ mit mehreren Firmen abgeschlossen wurden, steht die endgültige Entscheidung über die Zukunft der 4.000-Quadratmeter-Restfläche noch aus. Weder Verheugen noch Scharping habe Zeit gehabt, sich des Themas anzunehmen. „Die Verzögerungen waren in diesem Fall nicht dem Immobilienmarkt geschuldet.“ Denn über mangelnde Nachfrage könne Wettig-Danielmeier nicht klagen.
Nun setzt die resolute Frau all ihre Hoffnungen auf den neuen Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering: „Wir werden uns nach dem Mannheimer Parteitag hinsetzen und die Raumpläne noch einmal durchgehen.“ Auch soll geklärt werden, ob die Partei vor der Jahrtausendwende die 4.000 Quadratmeter gänzlich beanspruchen wird. „Das ist noch offen“, so Wettig-Danielmeier. Allerdings hätten die Anfragen aus der SPD zugenommen, künftig Konferenzen und Tagungen in Berlin abzuhalten. Über die Mietpreise in der neuen SPD-Zentrale schweigt sich Wettig-Danielmeier beharrlich aus. Fünfzig Mark pro Quadratmeter würden zwar angestrebt, aber das Preisniveau sei „nicht notwendig, um unsere Kosten zu decken“, versichert sie.
Auch die von der Bundespartei veranschlagten Baukosten von 105 Millionen Mark glaubt die Bundesschatzmeisterin einhalten zu können. Verzögerungen habe es ja kaum gegeben – bis auf die komplett ausgestattete Musteretage für Interessenten, deren Eröffnung vom Sommer auf Ende Oktober verschoben werden mußte. Im Januar soll der Neubau bezugsfertig sein, und zwei Monate später soll ein Teil der Bundes-SPD die oberste Etage beziehen. Künftig wird dort unter anderem das Büro des Parteivorstands Platz finden, ebenso das Kultur- und Wissenschaftsforum. Und eingerichtet wird selbstverständlich auch das Büro des Bundesvorsitzenden. Ob der dann noch Rudolf Scharping heißen wird? „Sicherlich“, sagt die Bundesschatzmeisterin und lacht. Severin Weiland
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