: Alkohol in der Atmosphäre
■ Der Einsatz von Biosprit beeinflußt das Klima stärker als bisher angenommen
London (dpa) – Überraschend hohe Konzentrationen von Methanol und Azeton haben Wissenschaftler in der sauberen Luft über dem Pazifischen Ozean gemessen. Diese Stoffe können demnach eine wichtige Rolle in der Atmosphärenchemie spielen, berichtet der diesjährige Nobelpreisträger Paul Crutzen vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz und Hanwant Singh vom Ames Nasa Research Center im kalifornischen Moffett Field im Wissenschaftsmagazin Nature.
Die Wissenschaftler untersuchten die Atmosphäre bei Forschungsflügen Anfang 1994 in fünf bis sechs Kilometern Höhe. Aus Computermodellen schließen sie, daß die Verbindungen weltweit verbreitet sein müssen. Als Quelle von Sauerstoff, so die Berechnungen, könnten Azeton und Methanol eine sehr große Rolle bei der Bildung von Ozon und beim Abbau von Stickoxiden aus industriellen Abgasen spielen. Der Alkohol Methanol werde chemisch in der Atmosphäre gebildet und durch Pflanzen emittiert, sagte Crutzen. „Das sind interessante natürliche Prozesse.“
Das Azeton kann ihm zufolge eine Beschleunigung chemischer Umsetzungen in der Atmosphäre bewirken, unter anderem beim Auf- und Abbau von Ozon. „In welcher Richtung sich die Ozonkonzentration ändert, kann man aber nicht sagen.“
Aus ihren Untersuchungen schließen die Forscher, daß der Einsatz von Alkohol als Treibstoff, veränderte Landnutzung und die Brandrodung das Klima möglicherweise stärker beeinflussen werden, als bislang angenommen wurde. Denn diese Prozesse könnten die Konzentration von Azeton und Alkohol in der Atmosphäre verändern.
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