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Behinderte - ab in die Sonderschule!

■ Integrationsmodell unter dem rotstift: Geistig Behinderte werden ab 7. Klasse aussortiert

Jetzt stürzt sich die Große Sparkoalition auch auf die Schwächsten: die geistig behinderten Schulkinder. Das Bremer Kooperationsmodell (Abschaffung aller Sonderschulen für geistig Behinderte, Einrichtung von Kooperationsklassen an den Regelschulen) soll beschnitten werden. Mit der im In- und Ausland bestaunten Kooperation soll nach dem Willen der Bildungsbehörde im Anschluß an das 6. Schuljahr Schluß sein. Ab der siebten Klasse heißt es dann für die bis dahin „integrierten“ Behinderten: zurück in die Sonderschule.

Gestern befaßte sich die Bildungsdeputation mit den Plänen der Behörde. Die Argumente aus dem Hause Kahrs: Eine Erweiterung der Kooperation auf die Klassen nach der Orientierungsstufe sei zu teuer. Es bedürfe zahlreicher Umbauten in den Regelschulen, um sie behindertengerecht einzurichten: Fachräume, spezielle Sanitäranlagen, Aufzüge für Rollstuhlfahrer. „Ein Provisorium ist nicht verantwortbar,“ sagt die zuständige Referentin, Barbara Kleinert-Molitor, „die Behinderten sollen für die Schulen keine zusätzliche Belastung darstellen.“

Bislang war man in allen Planungen davon ausgegangen, daß das Geld zu einem Gutteil aus dem Verkauf der zentral gelegenen Sonderschule am Wandrahm kommt. Berechnungen aus dem Hause des Bausenators zeigen nun: Umbaumaßnahmen für ca. 30 Millionen Mark soll die Erweiterung der Kooperation auf Klasse 7 bis 10 kosten – dagegen wäre der Erlös aus dem Verkauf der Wandrahm-Immobilie ein Tropfen auf dem heißen Stein.

„Sehe sehr schade“ findet Barbara Kleinert-Molitor die Konsequenz aus den Sparzwängen, bei der Kooperation auf der Hälfte stehen zu bleiben. An dem Ziel des Bremer Modell, die Kooperation bis Klasse 10 zu führen, hält sie trotzdem fest. „Es ist ein Abbruch, doch das Ziel bleibt.“ – „Empört“ zeigt sich das grüne Deputationsmitglied Helmut Zachau: „Die schwächsten sind wieder einmal die ersten Opfer.“ Er weist darauf hin, daß auf Bremen auch dann hohe Kosten zukommen, wenn man die Schule am Wandrahm behält – hier stehen dringend Sanierungen an. Zachau geht von über einer Million Kosten aus. Er besteht weiter darauf, daß die Schule verkauft wird. „Die Hälfte des Erlöses darf dann nicht – wie üblich – in den Topf des Finanzsenators wandern, sondern muß direkt dem Bildungsressort für notwendige Investitionen zur Integration behinderter Kinder zur Verfügung gestellt werden.“

Eine Deputationsentscheidung wurde gestern vertagt. Es soll noch einmal mit Schulen und Eltern geredet werden. Da wird es möglicherweise hoch hergehen. Nicht nur, als im letzten Jahr Grundschüler in Grolland plötzlich reihenweise Fünfen schrieben, um für den gemeinsamen Unterricht mit ihren behinderten Mitschülern zu demonstrieren, konnte man feststellen, daß die unmittelbar Betroffenen sich sehr engagiert für die Kooperation einsetzen. Auf dieses Engagement setzt auch der Grüne Zachau: „Ich erwarte eine starke Elternreaktion. Das wird Ärger geben!“

Zumindest ein Trost bleibt: In der Schule Regensburger Straße, wo die Kooperation schon die Klasse 8 erreicht hat, soll es bis Klasse 10 weitergehen – als lebendiges Beispiel dafür, wie das berühmte Bremer Modell hätte aussehen können. BuS

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