Morgen im „Moments“: Betty Carter im Moments auf

Sie sieht aus wie Whoopy Goldbergs Großmutter und benimmt sich auf der Bühne nicht sehr damenhaft. Betty Carter, die grand old lady of Bebop, ist eine Entertainerin, die auf das Publikum zugeht, und es mit Blickkontakten, komischen Ansagen sowie einer auch optisch sehr interessanten Präsentation in ihren Bann zieht.

Bei ihren Auftritten sieht man von der Musik fast ebenso viel, wie man hört. Unter Einsatz des ganzen Körpers, mit einer ausdrucksstarken Mimik, erzeugt Betty Carter eine intensive Spannung, und es scheint so, als wäre für sie ein gesungener Ton nur bei einer besonderen Handbewegung, einem Verziehen des Mundes und an einer ganz bestimmten Stelle auf der Bühne möglich. Sie interpretiert meist Jazz-Klassiker, und dabei scheint sie die Songs auseinanderzu-nehmen, um dann die einzelnen Teile, Takt für Takt und Wort für Wort, neu und mit großer Emotionalität zu interpretieren. Oft erinnert ihre Stimme dabei eher an einen Bläser als an andere Sängerinnen. Bei ihren vielgerühmten Scat-Improvisationen brummt, zwitschert, klagt und jubiliert sie so abenteuerlich und virtuos, daß es kaum noch verwundert, wenn Betty Carter jedes Jahr wieder den renommierten Preis der Zeitschrift Downbeat als beste weibliche Jazzsängerin bekommt.

Auf ihren Reisen ins Innere der Songs wird Betty Carter diesmal von Xavier Davis (Piano), Matt Hughes (Baß), Willie Terrill (Schlagzeug) und Mark Shim (Saxophon) begleitet. Vor einigen Jahren gelang es Betty Carter mit ihrem Auftritt die Schauburg in einen kleinen Jazz-Club zu verwandelt. Diesmal könnte es noch schöner werden, denn die schummrige Atmosphäre des „Moments“ paßt ideal zu Bettys tiefschwarzem Bebop.

Willy Taub

Dienstag im Moments, um 20 Uhr.