Nur Papier und Publicity

■ betr.: „Joschka Fischer ist der wahre Internationalist“, „Zurück zur Sache! Die grüne Bosnien-De batte droht zu verkommen“, taz vom 28. 11. 95

Die Grünen hätten bewiesen, „daß ohne sie die ... wichtigste Debatte keinen Ort gehabt hätte“ (was immer das auch heißen soll), obwohl „die Mehrheiten (der Bündnisgrünen) nach wie vor für weltfremde Positionen stehen“. (Stehen für?)

Weltoffen und aufgeschlossen ist es dann wohl, wenn uralte Wehrdienstverweigerer zum Einsatz uniformierter „Mörder“ aufrufen. Das ist dann auch eine Art von Multikulti.

Sagense mal, Hans Monath, wo ham Se eigentlich gedient? Hartmut Bernecker,

Bietigheim-Bissingen

[...] Während des Bosnienkrieges in den vergangenen Jahren war es oft anzusehen, wie bei angeblich heißen Debatten über Menschenrechte außer heißer Luft nichts herauskam. Nur Papier und Publicity.

Nach den jeweiligen Parteitagen – übrigens bei allen Bonner Parteien – war das Thema Bosnien wieder vom Tisch. Wenig Unterstützung für die demokratische Opposition gegen nationalistische Politik in Serbien, Kroatien und Bosnien – nicht einmal kontinuierlicher Austausch und konkrete Zusammenarbeit mit der eigenen Schwesterpartei vor Ort. Kaum konkrete Hilfe für die unabhängigen Medien in diesen Republiken oder für den Aufbau von Städtepartnerschaften mit Bosnien etc. Auch waren kaum führende Parteifunktionäre der Grünen in Städten wie Tuzla, Mostar oder Sarajevo. Die Fischers und Co. sitzen lieber in Talkshows. Je einfallsloser die Politikentwürfe und magerer die konkrete Umsetzung einer tragfähigen Friedenspolitik, desto größer aber die moralische Entrüstung. Diese Entrüstung flüchtet sich dann in eine geistig-politische Aufrüstung, die bestehende, eingefahrene und kurzsichtige militärische Optionen tragfähig macht. Das ist keine glaubwürdige und schon gar nicht seriöse Politik. [...] Es wird in unserem Land – und das ist schon allgemeiner Standard – sehr viel Schein-Politik gemacht. Leider wird dies von den Medien zu wenig hinterfragt. Henning Zierock, Gesellschaft

Kultur des Friedens, Tübingen