: Proteste vor kanadischen Botschaften in sieben Ländern
■ Indianer wollten den großen Küstenregenwald schützen und stehen seit gestern in Vancouver vor Gericht
Berlin (taz) – An 17 Orten in sieben Industrieländern wurden gestern kanadische Botschaften und Generalkonsulate von Umweltschützern besucht – darunter Bonn, Berlin, München und Hamburg. Die Waldschützer protestierten gegen die Anklage von 21 AktivistInnen und Indianern vor einem Gericht in Vancouver.
Das Verfahren begann ebenfalls gestern und soll eine Woche dauern. Dabei sitzen auch drei Stammesoberhäupter des Nuxalk- Volkes auf der Anklagebank. Ihnen drohen mehrere Jahre Gefängnis. Zusammen mit dem kanadischen Forest Action Network (FAN) wollten sie verhindern, daß Teile ihres Stammesgebietes von dem Holzkonzern International Forest Products (Interfor) abgeholzt werden. Das 11.400 Hektar große Tal des Fog-Creeks liegt an der kanadischen Pazifikküste, auf der King-Insel. In der Sprache der Nuxalk heißt das Tal Ista, ihre Insel nennen sie Nuxalknalus. Kanadas zweitgrößter Holzkonzern Interfor wollte das Gebiet eigentlich in diesem Jahr per Kahlschlag heimsuchen. Im Spätsommer blockierten jedoch AktivistInnen von FAN und Indianern den Zugang des Ista-Tals für 30 Tage. Am 26. September schließlich verhaftete die kanadische Polizei 21 Besetzer, darunter auch drei Anführer der Nuxalk. Laut FAN geschah dies ohne rechtliche Grundlage. Denn die kanadische Regierung hätte dem Forstkonzern keine Abschlaggenehmigung erteilen dürfen: Die Indianer haben ihr Stammesgebiet nie an die Regierung übergeben. Laut der kanadischen Verfassung hätten Dritte, wie zum Beispiel Holzkonzerne, deshalb nicht das Recht, die Gebiete überhaupt zu betreten, geschweige denn dort Holz zu fällen.
Der Regenwald an der nördlichen Pazifikküste Kanadas ist 30.000 Quadratkilometer groß. Aus den Tälern am Meer steigt immerwährender Nebel hoch und schafft das Klima für teilweise über 1.000 Jahre alte Zedern und andere Baumriesen. Es gibt Grizzlies, Wölfe und Hirsche. Aber auch die weniger spektakulären Tier- und Pflanzenarten bilden ein kaum erforschtes Reservoir, um die weiter südlich schon abgeholzten Küstenstreifen wieder ökologisch vielfältig zu bevölkern. rem
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