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Papierformeln gegen Ozonlöcher

■ Wiener UN-Konferenz über Ozonkiller tritt auf der Stelle. Die Entwicklungsländer bremsen den Ausstieg

Berlin (taz) – Zwar stritten sich gestern nachmittag auf der Wiener Ozonloch-Konferenz die Vertreter von Industrie- und Entwicklungsländern noch heftig, welche Verpflichtungen die Dritte Welt eingehen soll. Fest stand aber bereits, daß die Industrieländer sich bei den teilhalogenierten Fluor- Chlor-Kohlenwasserstoffen (H-FCKW) lediglich in den Formulierungen, nicht aber in der Sache bewegt hatten. Die ozonzerstörende Wirkung von H-FCKW ist etwa um ein Fünftel geringer als diejenige der FCKW.

Hatten die Industrieländer vor zwei Jahren in Kopenhagen einen Ausstieg für 2030 versprochen und zugesagt, in den letzten zehn Jahren nur noch 0,5 Prozent der früheren Menge herzustellen, verpflichteten sie sich jetzt zu einem Ausstieg 2020. Allerdings wollen sie in dem Jahrzehnt danach noch 0,5 Prozent der einstigen Menge herstellen. „Das ist genau das gleiche, nur anders formuliert“, schimpft Martina Krüger von Greenpeace. Klar war auch schon vor Ende der Verhandlungen in Wien, daß die Entwicklungsländer nicht bereit waren, ab 2006 auf FCKW zu verzichten. Weiterhin gilt 2010 als Ausstiegszeitpunkt. Wann die Produktion von H-FCKW und des hochgiftige Methylbromid, das als Pestizid genutzt wird, endgültig beeendet werden soll, bliebt auch in Zukunft offen.

Gefeilscht wurde am Nachmittag noch darüber, ab wann die Produktionsmengen nicht weiter steigen dürfen. Kenia erwies sich als besonderer Hardliner. Die Vertreter des westafrikanischen Landes wollten überhaupt keine Regelungen für Methylbromid und lehnten ein bilaterales Hilfsangebot aus Dänemark ab. Wieviel Geld künftig für einen Industrieumbau in der Dritten Welt zur Verfügung steht, blieb unklar. In Wien war der Hilfsfonds offiziell kein Thema.

Weiterhin freuen können sich die Hersteller von Ozonkillern. Wie Greenpeace ausgerechnet hat, verdient die chemische Industrie weltweit etwa drei Milliarden Dollar im Jahr an Ozonkiller-Produkten. Am stärksten verantwortlich für den Ozonschwund und damit für den Einfall gefährlicher UV-Strahlung ist der US-Konzern DuPont. 13,7 Prozent des Ozonschwunds geht auf seine Produkte zurück. Dafür kassierte DuPont 5,3 Milliarden Dollar.

Auch Hoechst hat in den letzten zehn Jahren stark von den Ozonkillern profitiert. Produkte für 1,13 Milliarden Dollar setzte der Frankfurter Konzern um. Zwar wurde die FCKW-Herstellung im Mai 1994 geschlossen. Aber H-FCKW gibt es dort weiterhin zu kaufen.

Über 30 Prozent der Ozonkiller-Moleküle stammen aus den USA. Ihre Herstellung steigerte das Bruttosozialprodukt um knapp 11 Milliarden Dollar. Japan steht auf der Negativliste auf Platz zwei, danach folgen Großbritannien und Deutschland. Annette Jensen

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