: Kanther zu Buttermilch
■ Innenministerium soll auf das Gelände der früheren Bolle-Meierei ziehen
Wo einst Buttermilch floß, soll es nun der Innenminister treiben. Das Bundesinnenministerium wird nicht in die Altbauten an der Französischen Straße ziehen, sondern den Neubaukomplex auf dem Gelände der früheren Bolle-Meierei in Moabit mieten. Bundesbauminister Klaus Töpfer, schreibt das Nachrichtenmagazin Focus in seiner neuesten Ausgabe, habe die Umzugspläne geändert und die Mietlösung am Moabiter Spreebogen für „wirtschaftlich günstiger“ befunden als eine rund 280 Millionen Mark teure Sanierung des einstigen DDR-Innenministeriums.
Nach Auskunft des Bauministers liege der Mietvertrag mit den Investoren des gerade fertiggestellten Spreebogen-Bürozentrums „unterschriftsreif“ auf dem Tisch. Das neue Objekt sei „geeignet für die hohen Sicherheitsanforderungen“, wird Töpfer zitiert.
Der Standort Französische Straße hatte beim Bauminister Bedenken hervorgerufen, weil die Aufhebung des gesperrten Straßenabschnitts dazu geführt hätte, daß der Verkehr direkt durch den Dienstsitz des Innenministers rollen würde.
Mit der Entscheidung, für das Innenministerium einen Neubau zu mieten, verläßt Töpfer seine Strategie, die Ministerien in bundeseigenen Altbauten unterzubringen. So zieht der Wirtschaftminister in die Treuhandanstalt, das Außenamt in die frühere Reichsbank. In der Vergangenheit hatte Franziska Eichstädt-Bohlig, baupolitische Sprecherin der bündnisgrünen Bundestagsfraktion, davor gewarnt, zu privaten Investoren zu ziehen. Das komme für den Bund doppelt teuer: Erst mache der Staat den Bauherren Steuergeschenke und müsse denen dann noch hohe Mieten zahlen. Unklar bleibt, ob der öffentliche Spreeuferweg offen bleiben kann. Rolf Lautenschläger
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