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Menschenver-achtende Einstellung gegenüber Schwulen -betr.: "Von Bock sieht sich rehabilitiert", taz v. 9./10.12.95

Betr.: „Von Bock sieht sich rehabilitiert“, taz v. 9./10.12.

Keine schwule Interessengruppe hat geschafft, was André W. mit seiner Anzeige wegen sexueller Nötigung herbeigeführt hat: Ein erstklassiges Selbstouting von CDU-Politikern zu deren menschenverachtender Einstellung zu Schwulen.

Nach dem FANTA-Prinzip (fuck and never touch again) hat Helmut Pflugradt die Verleugnung seiner Affäre betrieben. Und seine Parteifreunde Ralf Borttscheller und Hans-Georg von Bock und Polach werden nicht müde, Argumente für die These vom geprellten Stricher zu streuen. Sicherlich ist es naiv, sich von einem CDU-Politiker während einer Zugreise mit Sekt abfüllen zu lassen, in dessen BMW einzusteigen, nackt in dessen Pool zu baden und zu glauben, dies geschähe aus purer Sympathie. Und natürlich gibt es auch in der Szene abgebrühte Stricher, nur hoffen die regelmäßig nicht darauf, Geld zu bekommen, sondern lassen sich vorher bezahlen.

Aber Vertreter einer Partei, die gleichgeschlechtlichen Lebensformen rechtlich jede Daseinsperspektive verweigert, sollten zumindest die Größe aufbringen, sich aus dem Pool der von ihnen Ausgegrenzten nicht auch noch selbstsüchtig zu bedienen. Sonst könnte man noch boshaft behaupten, die CDU-Herrschaft in Deutschland hätte nur deshalb soviel soziales Elend produziert, weil einige CDU-Politiker so gern Arbeitslose plattrammeln.

Ressentiments gegen Schwule versucht man offensichtlich noch immer zu schüren, wenn einer versucht, sich zu wehren. André W. wird vermutlich inzwischen wissen, warum kaum eine Frau, die eine Vergewaltigung zur Anzeige gebracht hat, dies noch einmal tun würde.

Daß Bremer CDU- Politiker überhaupt ihre Haltung zu diesem Thema offenbaren mußten und nicht mehr verschweigen konnten, verdanken wir André W.. Ich möchte mich bei ihm dafür bedanken. Dirk Burchard

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