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Abriß des Reichstags liegt exakt im Zeitplan

■ Der Umbau des Reichstags läßt vom alten Gebäude nur die Fassaden übrig

Beim Umbau des Reichstagsgebäudes zum Deutschen Bundestag fallen nicht Späne, sondern Mauern, Decken und Dächer. Seit dem Beginn der Entkernung im Sommer wütet die Abrißbirne in dem historischen Gebäude. Spezialbagger waiden das Haus bis auf die Fassaden brutal aus, um Platz zu schaffen für den neuen Plenarsaal und die Stützen für die Glaskuppel. Vom Dach ist kaum etwas geblieben. In der Mitte des Baus klafft ein riesiges Loch, als wäre eine Bombe bis zum Kellergeschoß durchgeschlagen. Von einem „behutsamen Umbau des Reichstags zum Deutschen Bundestag“, wie Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth gestern bei einer Baustellenbesichtigung meinte, kann schwerlich die Rede sein.

Nach Angaben des britischen Architekten Norman Foster reißen die Bagger bis zum Frühjahr 1996 insgesamt 45.000 Tonnen Mauerwerk aus dem Gebäude heraus und entfernen alle Zwischendecken sowie Einbauten aus den sechziger Jahren. Insgesamt sieht die Planung vor, mehr als ein Drittel des Reichstagsinnenlebens total zu entfernen.

Mit dem Rückbau werde die „Klarheit des ursprünglichen Entwurfs von Wallot aus dem Jahre 1894 wiederhergestellt“, sagte Foster. Von der ruinösen „Klarheit“ zeigten sich gestern nicht wenige Fachleute überrascht. Berlins oberster Denkmalschützer Helmut Engel kritisierte den Kahlschlag und die „gähnende Leere“ in dem Gebäude. Engel erinnerte jedoch daran, daß Teile der Wallotschen Bausubstanz durch die Entkernung wiederentdeckt worden seien. Auch Mitarbeiter der Bundesbaugesellschaft, die den Umbau managt, schockte der Fastabriß. „Mit soviel Rückbau haben wir nicht gerechnet“, sagte ein Sprecher.

Unbeeindruckt hingegen gab sich Rita Süssmuth. Die Arbeiten gingen behutsam und mit großer Kenntnis der historischen Bausubstanz vonstatten. Der Umbau schreite zügig voran. Süssmuth: „Wir liegen exakt im Zeit- und Kostenrahmen.“ 1996 beginne der Rohbau, 1997 würden die Innenausbauten und die Kuppelkonstruktion errichtet. Das 600 Millionen Mark teure Bauwerk für den Plenarsaal des Bundestages werde 1998 fertiggestellt sein. rola

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