: PDS-Dissidentin
■ betr.: Karin Dörre
Auf Karin Dörre wurde das ganze Land aufmerksam, als sie ihrer eigenen Partei SED-Methoden vorwarf. Das war im Herbst 1994, und Dörre war im PDS- Vorstand. Im Januar 1995 trat sie aus der Partei aus. Dörre wurde am 16.9. 1954 in Waldbröl im Rheinland geboren und kam mit ihren Eltern 1958 nach Gößnitz in Sachsen. Nach dem Abitur studierte sie Journalistik, trat 1977 in die SED ein und arbeitete seit 1978 als Redakteurin für die FDJ-Zeitung Junge Welt. 1988 wurde Dörre Mitglied im Zentralrat der FDJ und persönliche Mitarbeiterin von Winfried Poßner, dem Chef der Pionierorganisation. 1989 wechselte sie als Redakteurin zum Neuen Deutschland. Im Dezember 1990 kam sie für die PDS ins Berliner Landesparlament und war für Ausländerpolitik zuständig. Anlaß für Karin Dörre, Front gegen ihre Partei zu machen, war der Fall Kerstin Kaiser. Kaiser hatte bei der parteiinternen Wahl zur Bundestagskandidatin nur zugegeben, daß sie Kontakte zur Stasi gehabt hatte. Aus ihrer Stasi-Akte ging jedoch hervor, daß sie als IM jahrelang für das MfS gearbeitet hatte. In einem Spiegel-Interview vom Oktober 1994 kritisierte Dörre den mangelnden Willen zur Aufarbeitung der SED-Vergangeheit. „Über ein Jahr lang habe ich versucht, im Vorstand über André Bries Spitzeldienste und über die Vergangenheit aller Vorstandsmitglieder zu diskutieren. Doch wie zu DDR- Zeiten halten die ihre Schnauze und jammern nur privat.“ Karin Dörre sorgt heute dafür, daß in der Dorfkneipe „Zur Linde“ in Fredersdorf das Bier nicht ausgeht, engagiert sich in der Uckermark in der Flüchtlingspolitik und ist im Vorstand von SOS Rassismus in Berlin. Foto: Paul Glaser
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