: „Unser Fußball ist wie Musik“
■ Gespräch mit Irvin Khoza, Direktor der Orlando Pirates und Vizepräsident des südafrikanischen Fußballverbandes
taz: Fußball ist der populärste Sport in Ihrem Land. Die Industrie aber investiert nach wie vor lieber in die weißen Sportarten Rugby und Cricket.
Irvin Khoza: Das finanzielle Fundament kommt von den weiß dominierten Firmen. Unser Fußball ist schwarz. Aber der Fußball ist dem Volk am nächsten. Daran werden auf Dauer auch die Sponsoren nicht vorbeikommen.
Was macht Sie da so sicher?
Der Fußball könnte der Katalysator zum Umbau der Nation sein. Wir stellen die Massen. Und unser Ziel ist die Vereinigung von Schwarz und Weiß.
Sie verfolgen einen politischen Auftrag?
Das läßt sich gar nicht mehr trennen. Die Regierung ist gefordert. Sie muß einsehen, warum der Fußball für unser Land so wichtig ist. Schauen Sie nur auf die unglaubliche Kriminalitätsrate. Wir wollen die Kinder von der Straße holen. Aber das kostet natürlich Geld. Wir zahlen immer noch den Preis für die Apartheid. Das können Sie sogar auf dem Spielfeld nachvollziehen.
Was meinen Sie damit konkret?
Die Zeit der Apartheid hat unsere Individualität geknebelt. Kreativer Fußball hat immer auch mit Freiheit zu tun. Und wir sind gerade erst dabei, uns von den Fesseln der Vergangenheit zu lösen.
13 von den 18 Trainern der Erstligateams kommen aus dem Ausland. Größtenteils zweite Wahl aus Europa.
Die Trainer der ersten Wahl können wir einfach nicht bezahlen. Aber richtig ist, daß wir in Zukunft viel stärker auf unsere eigenen Leute setzen müssen.
Alles nur eine Frage der Zeit?
Richtig. Ich bin mir sicher, daß wir in spätestens zehn Jahren die ganze Welt mit unseren Spielerpersönlichkeiten versorgen werden. Unser Fußball ist wie Musik. Er hat diesen Rhythmus, diese Lebendigkeit. Das kann kein Weißer lernen. Die Weißen, vor allem die Briten, sind steif wie ein Stab. Und ihre Art, Fußball zu spielen, ist so konservativ wie ihre Art, Liebe zu machen. Interview: M. Streck
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen