: UN verurteilt Atomtests
■ 85 Staaten kritisieren Frankreich, Deutschland enthält sich der Stimme
New York (dpa) – Mit großer Mehrheit hat sich die Vollversammlung der Vereinten Nationen am Dienstag gegen die französischen Atomtests auf den Atollen Moruroa und Fangataufa im südlichen Pazifik ausgesprochen. 85 Staaten stimmten einer entsprechenden Resolution zu. Dazu gehörten auch zehn Mitglieder der Europäischen Union: Belgien, Dänemark, Finnland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal und Schweden. Vergebens hatte Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac zuvor die „Solidarität“ der EU eingefordert, um die Abstimmungsniederlage zu verhindern.
Deutschland enthielt sich gemeinsam mit 42 weiteren Nationen der Stimme. Die deutsche Enthaltung ging auf die Entscheidung von Bundeskanzler Helmut Kohl und Außenminister Klaus Kinkel zurück, die Gemeinsamkeit mit Frankreich nicht in Frage zu stellen. Unentschlossen waren auch Spanien, Griechenland, Rußland, die USA, Israel und alle osteuropäischen Staaten.
18 Nationen lehnten die Resolution ab: Außer Frankreich die Atomwaffenmächte China und Großbritannien sowie mehrere ehemalige Kolonien Frankreichs, die wirtschaftlich noch heute von der früheren Kolonialmacht abhängig sind.
Die 85 Anti-Atom-Staaten zeigten sich „tief besorgt über die potentiell negativen Wirkungen der Untergrundtests auf Gesundheit und Umwelt“. Sie „teilen die Bestürzung, die international, regional und national wegen der jüngsten Nukleartests ausgedrückt wurde“.
Obwohl auch China seine Atomtests fortgesetzt hat, richtete sich die Resolution nach dem Willen der Initiatoren vor allem gegen Frankreich.
Alain Dejammet, Frankreichs UN-Botschafter, nannte den Resolutionstext „unfair“. Frankreich werde in wenigen Wochen seine Testserie beenden und sich dann energisch für ein allgemeines Testverbot einsetzen.
Eine entsprechende Abstimmung hatte bereits im November in einem Ausschuß der UN stattgefunden. Sie wurde jetzt formell durch die Vollversammlung bestätigt.
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