Konsument unbekannt

■ Experten warnen vor Verteufelung der weichen Droge Ecstasy / Bessere Prävention nötig Von Andreas Albert

Das Ziel ist der Einstieg in eine bessere Drogenprävention. „Wir müssen uns an die Szene wenden, DJs und andere Leute kennenlernen“, forderte gestern der Geschäftsführer der Hamburgischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren, Gerd Rakete. „Wir dürfen nicht besserwisserisch und belehrend ankommen,“ analysierte er Mißerfolge in der Drogenprävention aus Anlaß einer Pressekonferenz zum Thema Mißbrauch und Konsum von Ecstasy.

Ecstasy, kurz XTC, gilt als weiche Droge, weil sie nicht zu körperlicher Abhängigkeit führt. Eine psychische Abhängigkeit kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, wie auch latente Psychosen durch den Konsum entstehen können. Eine zweitägige Fachtagung am kommenden Wochenende soll Öffentlichkeit und Fachleuten „gesicherte Informationen über XTC“ bringen. Die Entwicklung zur Jugendkulturdroge sei nämlich lange Zeit nicht registriert worden, so daß es kaum Erkenntnisse über die KosumentInnen gebe. Diese sind laut Monika Püschel, Leiterin des Büros für Suchtprävention, „relativ angepaßt“, wie sie nach Befragung von elf Usern zu wissen glaubt. Während Drogen früher eine Protesthaltung ausgedrückt hätten, würden sie heute wegen „einer bestimmten Wirkung“ konsumiert. Die Folge: „Wir müssen uns auf eine andere Konsumentenkultur einstellen.“

Rakete verwies auf die Verbindung zu Wertvorstellungen der Gesellschaft, zu deren Grundhaltung XTC passe: „Die Leute wollen schnell, fit, leistungsfähig und gut drauf sein.“ Der gelegentliche Drogenkonsum sei, so Püschel, dann kein Problem, wenn „Konsumenten sich nicht mit Hilfe von Drogen Probleme kompensieren wollen, wenn sie den Konsum im Griff haben.“

Horst Bossong, Drogenbeauftragter des Senats, schloß sich dieser Auffassung an: „Es ist nicht nötig, ein Hilfesystem für Leute aufzubauen, die nur gelegentlich Ecstasy nehmen.“ Der Konsum dieser Drogen müsse „in geordnete Bahnen gebracht“ werden. Kriminalisierung bringe nichts, sondern richte nur Schaden an. In diese Richtung geht auch der vom Präventionsbüro verteilte, umstrittene Ravers Guide, eine Broschüre, in der auf den richtigen Gebrauch, die Wirkung und Risiken von XTC hingewiesen wird.