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Mein Lieblingsobjekt (2): Vera Stehmeyer, Focke-Museum

Nein, in die Spülmaschine würde sie die Gedenkgläser nicht tun. Schließlich hat Vera Stehmeyer, seit zehn Jahren Aufsicht im Focke-Museum, die kostbaren Trinkgläser aus dem 18. Jhd. besonders ins Herz geschlossen. Und da würde sie sie in jedem Falle mit der Hand abwaschen und eigentlich auch gar nichts hereinfüllen. Weder Brause noch Wein oder Sekt. Wahrscheinlich sind die kostbar bemalten Gläser mit Goldrand und figürlichen Darstellungen auch nur zur Dekoration gemacht, wurden besonderen Ehrengästen überreicht, vermutet sie. „So wie der Bacchus auf dem Weinfaß hockt, das erinnert mich an eine Szene aus dem Ratskeller. Und die Bremer Geschichte, die liebe ich eh.“ Das paßt gut zu ihrem Job, bei dem sie im Haus Riensberg auf die kostbaren Objekte aus der jüngeren Geschichte Bremens achtgeben muß. Zu Hause stellt die Privatsammlerin Stehmeyer ihre besten Stücke auch in eine Vitrine. Geschliffene alte Weingläser, die sie von der Schwiegermutter geerbt hat sind das und Mokkatassen. Wenn im Museum Zeit ist, beobachtet sie die Besucher. Leider kommen kaum noch Leute, die wirklich etwas wissen über die Dinge, die sie sehen. Wie der Herr aus Bayern, der das Alter der Weingläser im Haus Riensberg an der Form des Fußes ablesen konnte. Das hat sie beeindruckt. Doch die meisten Besucher ,„die gucken sich nur so um und schlendern gleich durch.“ Wenn gar keiner kommt, und an grauen Novembertagen kommt manchmal lange kein Besucher ins Haus Riensberg, dann setzt sich Vera Stehmeyer auf ihr Stühlchen und liest. „Möglichst dicke Bücher, am liebsten Familien Sagas. Zuletzt war es „Scarlett“. rau/Foto: Karsten Joost

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