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: Pastoren-Niveau

„Wozu denn Eltern?“, Di., 20 Uhr, Sat.1

Es ist eine schrecklich nette Familie mit einem trauten Heim. Mutter Rabe schreibt populärpsychologische Ratgeber, Vater Rabe designt Fußpflegekampagnen. Aber zum Arbeiten kommen sie nicht, denn ihre sechs Kinder sind unablässig damit beschäftigt, gequält- freche Sprüche zu produzieren, die so originell sind wie die Texte auf einer Knäckebrotpackung.

Um also in Ruhe arbeiten zu können, ziehen sich die Rabeneltern (haha) von ihren altklugen Schreihälsen zurück. Wer will es ihnen verdenken! Annette spielt Trompete, Bea dudelt Rockmusik, und Doris gefällt sich als Katastrophenchemikerin. Christian redet von Computern, Ernst fährt auf dem Einrad durch die Wohnung und sucht mit Freddie nach dem Meerschweinchen Rimbaud, pardon Rambo – der einzige witzige Gag.

Ansonsten wirkt das müde Chaos in diesem Rabenstall so synthetisch wie in einem schlechten Werbespot. Nicht einmal die Auftritte von Irm Hermann und Elisabeth Wiedemann bringen einen Lichtblick. Das Ganze soll eine Komödie sein, ödet jedoch mit naturalistisch gespielten Problemgesprächen zwischen den Eltern an und ist nicht nur entsetzlich schlecht, sondern eine Frechheit. Die allein gelassenen Kids produzieren ein Chaos, das an Pippi-Langstrumpf- und Heinz-Ehrhard-Filme erinnern soll, aber niemals auch nur annähernd deren Charme erreicht.

Zu guter Letzt bewegt sich die schauspielerische Leistung der Kids auf einem Niveau, als hätten evangelische Pastoren das Stück auf einer Kirchenfreizeit inszeniert. Haben sie aber nicht. Denn der Film funktioniert nach dem Motto: „Wozu denn Regisseure?“ Den zweiten Teil werden wir uns wohlweislich ersparen. Edgar Schmitt