: Fliegende Nudel
■ Beneidenswert: Herbert Feuerstein reiste im Auftrag des WDR ins ewige Eis, unter Südseepalmen und in die Wüste
Der Helikopter schwebt über Eisberge und menschenleere Schneewüsten in Alaska. Auf einem der Gipfel sitzt ein Mann. In großen Bogen dreht der Hubschrauber um den Berggipfel, nähert sich dem Gipfelstürmer, der umständlich mit einer Karte herumhantiert. Endlich sind wir nah genug, um das Gesicht des Mannes zu erkennen. O Gott, was macht denn Herbert Feuerstein mitten im ewigen Eis? Jetzt winkt er auch noch in die Kamera!
Im Auftrag des WDR ist Feuerstein, seit dem Ende von „Schmidteinander“ offenbar ohne rechte Beschäftigung, auf Reisen gegangen: nach Alaska, in die Südsee und nach „Arabien“. Seine Reiseerinnerungen zeigt die ARD an den Weihnachtsfeiertagen. Und wer Feuersteins Auftritte mit Harald Schmidt gesehen hat, kann ungefähr ahnen, wie dessen Reiseimpressionen aussehen: „Alaska ist viermal so groß wie Deutschland und hat 600.000 Einwohner, also etwa so viele wie Dortmund. Und wer weiß, wie öde Dortmund an manchen Wochenenden ist, kann sich vorstellen, was sich hier so abspielt“, sagt er und blickt von seinem Berggipfel in die vereiste Schneelandschaft, die ihn umgibt.
Trotzdem findet Feuerstein in Alaska etwas zu tun: Er gurkt mit dem Hundeschlitten durch die Wälder, versucht sich als Goldschürfer, beobachtet Bären in freier Wildbahn und besucht eine Eskimosiedlung.
Das machen wahrscheinlich die meisten anderen Touristen, die es nach Alaska verschlägt, auch, aber nicht alle haben ein WDR-Team dabei und Scherze wie diesen auf Lager: „Als erstes muß man mit dem Vorurteil aufräumen, daß Eskimos zur Begrüßung die Nasen aneinanderreiben. Das geht doch gar nicht: Ein bißchen Schnupfen und man friert zusammen.“ Trotz der Albernheiten kann man sich Alaska ein bißchen besser vorstellen, wenn man Feuerstein im karierten Jackett durch die Wildnis stapfen gesehen hat. Denn anders als bei den meisten Reisedokumentationen hat hier niemand Wert auf viel Schliff gelegt: Feuerstein stellt sich vor die Kamera und improvisiert ein bißchen. Und wenn er mit Hilfe seiner Armbanduhr demonstriert, daß die Mitternachtssonne tatsächlich um Mitternacht scheint, hat das etwas von der Authentizität von Urlaubsvideos. Besonders poliert ist hier nichts, die Berichte wirken eher wie ein Tagebuch. Daß der Nudelsalat im Flugzeug ganz prima war, erfahren wir darum auch. Tilman Baumgärtel
„Feuersteins Reisen“. Am 25. und 26. 12. um 22.35 Uhr, am 27. 12. um 23.00 Uhr, ARD
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen