piwik no script img

Unterm Strich

Erfreuliches und Unerfreuliches in Sachen Heiner Müller: Der Berliner Dramatiker und Regisseur erhält den „Theaterpreis Berlin“ 1996 (30.000 Mark). Der Preis soll während des Berliner Theatertreffens im Mai nächsten Jahres im Berliner Ensemble, dessen künstlerischer Leiter Müller ist, verliehen werden. Müller als der größte Dramatiker der Gegenwart (Grödrage) habe sein Werk der Diktatur, geistiger Bevormundung und dem Fremdsein im eigenen Land abgerungen, heißt es in der Jury-Begründung.

Unterdessen geht der Streit um die Teilnahme Müllers an den Gedenkfeiern zum 80. Jahrestag der Schlacht von Verdun im kommenden Jahr weiter. Wie am Donnerstag aus Theaterkreisen in Nancy zu erfahren war, hat der neogaullistische Bürgermeister von Verdun, Arsene Lux, die Zusammenarbeit der Stadt mit dem örtlichen „Quai-Theater“ aufgekündigt, das gegen die Ausladung Müllers durch den Bürgermeister protestiert hatte. Aus Nancy bekam Müller hingegen Rückendeckung. Der Leiter des dortigen Theaters „La Manufacture de Nancy“ bot ihm seine Bühne an. „Wenn Müller nicht in Verdun aufgeführt werden darf, werden wir ihn eben spielen“, sagte Charles Tordjmann. Lux hatte Müllers Teilnahme an den Feierlichkeiten am 22. Oktober als „unerwünscht“ bezeichnet. Er reagierte damit auf ein von der französischen Presse veröffentlichtes Interview mit dem Dramaturgen, in dem dieser die Gedenkstätten und Kriegerdenkmäler von Verdun als „Kitsch“ bezeichnet haben soll. „Sie sind ein Ersatz, und in diesem Sinne ist Kitsch ein Symptom des schlechten Gewissens“, wurde Müller zitiert. Auch die französische Vereinigung der Theaterdirektoren (SYNDEAC) schaltete sich ein und bat den Kulturminister Philippe Douste-Blazy, den Bürgermeister zum Einlenken zu bewegen. Die Demarche sei aber „vergeblich“ gewesen, teilte eine Sprecherin der Vereinigung mit.

Der Schauspieler James Stewart ist nach einem Sturz in seinem Haus in Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien ins Krankenhaus gebracht worden. Das berichtete CNN am Freitag morgen. Der 87jährige Hollywood-Veteran sei ins St. John's Hospital eingeliefert worden. Über seinen Gesundheitszustand wurde zunächst nichts mitgeteilt. Tut uns hier allen ziemlich leid, Jimmy Stewart zu Weihnachten im Krankenhaus zu wissen. Jimmy Stewart, steh auf!

Der von der Uni Kopenhagen vergebene Sonning- Preis für „bedeutende Verdienste um die europäische Kultur“ geht im kommenden Jahr an Günter Grass. Wie die Hochschule am Donnerstag mitteilte, würdigt sie damit sowohl das literarische Werk des Autors als auch dessen „politische Unerschrockenheit und Konsequenz“. (Haha, so kann man's natürlich auch nennen.) Der Preis, der mit 500.000 dänischen Kronen (rund 125.000 Mark) dotiert ist, wird Grass am 19. April in der Kopenhagener Universität überreicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen