Haftstrafen für Kreditbetrug an Sinti

■ Mit hohen Zinsversprechen prellte das Ehepaar Zulier Tausende Roma und Sinti

Kaiserslautern (AFP) – Im Prozeß um den Millionenbetrug an Tausenden von Sinti und Roma hat das Landgericht Kaiserslautern das Ehepaar Zulier am Freitag zu Haftstrafen von drei und sieben Jahren verurteilt. Nach 15monatiger Prozeßdauer sah das Gericht es als erwiesen an, daß der Autohändler Karl-Josef Zulier und seine Frau Monika in den Jahren 1991 und 1992 ihre „Stammesbrüder“ mit der Aussicht auf unrealistisch hohe Zinsen gelockt und um zweistellige Millionenbeträge geprellt haben.

Wegen Betruges, unerlaubten Betreibens von Bankgeschäften, vorsätzlichen Bankrotts und unterlassenen Konkursantrages erhielt Zulier eine Haftstrafe von sieben Jahren, seine Frau eine von drei Jahren. Monika Zulier wurde auch wegen unerlaubten Waffenbesitzes verurteilt. Nach Schätzungen der Staatsanwaltschaft entstand den betrogenen Anlegern ein Schaden von rund 50 Millionen Mark. In der Urteilsbegründung betonte die Wirtschaftsstrafkammer, Zulier sei „nicht der große Betrüger“, für den er zu Beginn des spektakulären Prozesses gehalten worden sei. Die Geschäfte der beiden Angeklagten seien nicht von Anfang an auf Betrug angelegt gewesen. In der „Endphase“ ihres Kreditunternehmens hätten sie jedoch „unerlaubte Risikogeschäfte“ getätigt. Das Gericht blieb deutlich unter den von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafen. Etwa 8.000 Sinti und Roma hatten zwischen Juli 1991 und September 1992 Zulier Geld geliehen, für das der Autohändler ihnen Zinsen zwischen 20 und 50 Prozent versprach. Im Sommer 1992 waren Hunderte von Gläubigern aus ganz Deutschland und Europa angereist, um ihr Geld zurückzufordern.