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Echte Farbkopierer und falsche Fuffziger

■ Wie schäbige Scheine und Blüten herausgefischt werden. Teil 5 der taz-Serie übers Geld

Berlin (taz) – Tag für Tag treffen riesige Säcke mit Münzen und Container mit banderolisierten Banknoten bei den Landeszentralbanken ein. In der Abteilung für Geldbearbeitung prüfen Menschen und Maschinen, ob die Zahlungsmittel eine neue Runde durch Kassen und Portemonnaies drehen dürfen. Die Münzen werden gewogen. Schon winzige Abweichungen bedeuten das Aus. Während die 500- und 1000-Mark-Scheine noch weitgehend von Hand geprüft werden, laufen die kleineren Werte durch Automaten.

Vollgekritzelte und verknickte Scheine landen kleingehäckselt im Müllsack – eben noch Millionen wert, sind sie kurz darauf schon Altstoff. Ein Teil der Schnipsel wird auf Brikettgröße gepreßt und später von Landwirten untergepflügt. Durchschnittlich 18 Monate ist ein 20-Mark-Schein im Umlauf, bevor ihn die Zentralbanken aussortieren. Ende letzten Jahres waren etwa 2,4 Milliarden echte Markscheine auf dem Markt, zusammen sind sie 236 Milliarden Mark wert.

Wie viele Blüten und illegal gepreßte Fünfmarkstücke hingegen in Sparstrümpfen, Fahrkartenautomaten und Supermarktkassen lagern, weiß niemand. Doch wenn sie in einer Landeszentralbank eintreffen, werden auch sie sofort ausgemustert – entschädigungslos. Die Prüfgeräte erfassen, wenn an einem der sieben Sicherheitsmerkmale einer Banknote etwas nicht stimmt. Das Falschgeld wird ans Bundeskriminalamt weitergeleitet, das die Herkunft zu ermitteln versucht.

„Die Zahl der Falschgelddelikte geht erfreulicherweise zurück“, vermeldet ein Bundesbanksprecher. „Die Leute sind jetzt vertrauter mit den neuen D-Mark-Scheinen als früher.“ Tatsächlich war kurz nach der Einführung von Clara Schumann, Balthasar Neumann und den Gebrüdern Grimm die Zahl der Blüten in die Höhe geschnellt: Registrierte das Bundeskriminalamt 1989 nur 3.159 Fälle, so waren es im Falschgeld-Boomjahr 1993 elfmal so viel. Verglichen mit den Zuständen vor Einführung der neuen Scheine seit Herbst 1990 lag die Zahl der entdeckten Falschnoten mit 23.811 aber auch im letzten Jahr noch sehr hoch. Und dabei hatte die Bundesbank vor allem wegen der angeblich größeren Fälschungssicherheit das neue Geld eingeführt.

Der Hauptgrund für den Rückgang der Blütenproduktion dürften die neuen Farbkopierer sein, die bei Auflegen eines Geldscheins nur ein Stück schwarzes Papier ausspucken. Ein eingebauter Mikrochip hat all die Vorlagen gespeichert, die nicht verdoppelt werden dürfen. Außerdem druckt das Gerät eine unsichtbare Registriernummer auf, die im Betrugsfall entschlüsselt werden kann. Bundesbanker waren vor ein paar Jahren extra nach Japan gereist, um die Kopiermaschinenhersteller zu dieser Entwicklung zu bewegen. Doch noch sind allein in Deutschland etwa 8.000 Geräte in Betrieb, die diese Vorrichtung nicht haben. Weil sie zum Teil sogar tragbar sind, ist manche Geldfälscherwerkstatt höchst mobil.

Die meisten Imitate stammen jedoch gar nicht aus hiesiger Produktion, sondern wurden in der Ex-Sowjetunion, Polen, Italien und dem Nahen Osten hergestellt. Weil in manchen GUS-Staaten die D-Mark inzwischen zur Parallelwährung aufgestiegen ist, haben die FälscherInnen hier besonders leichtes Spiel: Die Nachfrage nach deutschem Geld ist sehr groß, die Menschen sind aber trotzdem wenig vertraut mit den Scheinen.

Allerdings sind die falschen Fuffziger, Hunderter und Tausender inzwischen häufig so perfekt gemacht, daß sie oft sogar den Leuten am Bank- oder Postschalter durchgehen. Besonders echt wirken die Noten, wenn sie sowohl durch Druckerpresse als auch Kopierer gejagt wurden. Ein Druck mit heller Farbe sorgt für ein Schein-Wasserzeichen, die Kopiermaschine für erstklassige Farben und scharfe Konturen.

Mühsamer ist das Filetieren von Scheinen: Aus vielen echten Noten werden winzige Streifchen herausgeschnitten und zu einem neuen Geldschein zusammengesetzt. Doch obwohl diese Scheine alle Merkmale der Echtheit aufweisen, fallen auch sie den Geldmaschinen in den Zentralbanken auf: Sie sind zu kurz. Annette Jensen

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