: Üble Auswüchse der „Meinungsfreiheit“
■ betr.: „Zensur im Cyberspace“, „Die Moral der Biedermänner“, taz vom 30./31. 12. 95, „Compu Serve zensiert mit dem Beil“, taz vom 2. 1. 96
[...] Zur „Meinungsfreiheit“ im Internet und der sonstigen Online- Dienste geht anscheinend die Diskussion erst los. Die Ethhikkontrollstellen etc. wachen erst jetzt so langsam auf. Die selbstauferlegte „Netikette“ reicht scheinbar nicht aus, solch üble Auswüchse der „Meinungsfreiheit“ wie die Verbreitung von Kinderpornographie zu verhindern. Gehört diese von CompuServe aktuell auferlegte Einschränkung der Informationsfreiheit nicht schon längst zum Nicht-Online-Alltag, oder wo sonst kann ganz offiziell jedEr diese Art von Informationen beziehen?
Bisher war das Internet der Wissenschaft vorbehalten; was kann ansonsten erwartet werden, wenn es der Allgemeinheit zugänglich gemacht wird, als – neben dem weltweiten Warten – weltweite Werbung und weltweites Wichsen? Soll die weltweite Verbreitung von Informationen mit modernster Technik bald nur noch den Beigeschmack haben, auch jedem „Hinterwäldler“ seinen Zugang zu digitaler Pornographie und Gewaltdarstellung durchsetzt mit Werbeblocks zu ermöglichen? Wird dafür die Atmosphäre durch fortdauernde Satellitenstarts zerstört, um diese Art der „Kommunikation“ zu realisieren? [...] Rolf Wallenwein, Mannheim
Laßt die Dummen nicht an die Macht. Vielen Dank für Eure aufrichtige und objektive Berichterstattung! Siegfried Elsner
Daß es ausgerechnet in München zu einem Ausbruch der „virtuellen Moral“ kommt, darf uns alle nicht weiter wundern. Wer unter dem „Kreuz“ zum „Biedermann“ erzogen worden ist, kann natürlich sofort zum „Oberverdachtschöpfer aufsteigen. Wo bitte bleibt die Entschlußfreude der „Biedermänner“ bei rechtsradikalen Kommunikationsnetzen? Achim Meyer-Heithuis,
Hannover
Scheint so, als würde die Behauptung der Manager von Compuserve, sie wären zu dem Schritt durch „die deutsche Regierung“ (the german government) gezwungen worden, ziemlich gut in das Bild von „dem Deutschen“ passen.
Gibt es denn in den USA kein ähnliches Rechtssystem, oder warum glaubt dort jeder, ein einsamer Staatsanwalt könnte von heute auf morgen eine solche Entscheidung treffen? Günther Merkens, Frankfurt
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