Lokalkoloratur

Es ist keine leichte Aufgabe, die Birgit Dankert Anfang dieses Jahres übernommen hat. Manche meinen sogar, die Bibliothekswissenschaftlerin, Jahrgang 1944, habe sich mit der Leitung der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen (HÖB) ein fast nicht zu bewältigendes Amt aufgebürdet. Doch Schwarzseher und Berufspessimisten müssen nicht immer recht behalten, und vielleicht empfindet es die Fachhochschul-Professorin ja auch als eine besondere Herausforderung, dem größten deutschen Bibliothekssystem gerade in Zeiten rigider Sparbeschlüsse vorzustehen. Den Gürtel enger schnallen, sollen die HÖB auch 1996, nachdem schon im vergangenen Jahr zweieinhalb Millionen Mark eingespart werden mußten. „Doch“, beugt die neue Direktorin etwaigen Hoffnungen kürzungswütiger Kulturpolitiker vor, „die öffentliche Bibliothek wird sich niemals aus ihren Dienstleistungen heraus finanzieren lassen.“ Selbst dann nicht, wenn die Benutzerzahlen weiter so steigen wie 1995 : an die zehn Millionen Ausleihen, fast drei Prozent mehr als im Vorjahr. Mit immer weniger Geld immer mehr Lesern gerecht werden zu müssen, wird Dankert einiges an Kreativität abverlangen. Aber wen reizen schon leichte Aufgaben. cleg