: Hurra, in manchen Gegenden regnet's wieder!
■ Nach einer katastrophalen Dürre plagen Spaniens Süden nun die Wassermassen
Madrid (taz) – Vor wenigen Wochen war die mehrere hundert Meter lange Brücke über den Fluß Guadiana bei Badajoz im Süden Spaniens eigentlich überflüssig. Das Flußbett lag leer und ausgetrocknet da. Seit vier Jahren hatte es hier kaum geregnet. Heute hat sich das Bild schlagartig geändert. Nach fast zwei Wochen Regenfällen droht der Guadiana gar über seine Ufer zu treten und mit ihm andere Flüsse des Landes. Die seit vier Jahren anhaltende Trockenheit für acht Millionen Menschen im Süden ist nicht endgültig vorbei, doch wurde sie durch die ausgiebigen Regenfälle zumindest gelindert. Auf seinem Weg durch die Extremadura hin zum Atlantik speist der Guadiana unzählige Stauseen. Hier, wie im restlichen Spanien gehören sie zu den Herzstücken der Trinkwasserversorgung. 79 Prozent Wasservorräte vermeldet Extremadura mittlerweile – noch vor kurzem wußten die Menschen hier nicht, was sie im nächsten Frühjahr trinken sollten.
Ein ähnliches Bild am Guadalquivir, dem einzigen schiffbaren Fluß Spaniens, der neben den zwei Großstädten Sevilla und Cádiz ein fruchtbares Anbaugebiet für Getreide und Baumwolle versorgt. 25 Prozent Reserven melden die Wasserwerke hier. Cádiz mit seinen 750.000 Einwohnern wurde bisher mit drei Tankschiffen aus der Nachbarprovinz Huelva versorgt. Für mehr als ein Jahr sei die Versorgung gesichert, so die beruhigende Meldung der Cádizer Wasserwerke.
In einigen Gebieten wurde jetzt die Bewässerung wieder aufgenommen. Der für die Küste von Cádiz vorgesehene Bau von Entsalzungsanlagen wurde erst einmal ausgesetzt. Doch nur wenige Kilometer weiter, an der Costa del Sol in der Provinz Málaga, schaut man neidisch auf die Nachbarn. 25 Grad und Sonnenschein meldet hier der Wetterbericht seit Wochen. Wenn die Gemeinden im Landesinneren nichts von ihren Vorräten abgeben, wird es nächstes Jahr eng. Allein die vierzig Golfplätze, die den jährlich neun Millionen Urlaubern zur Verfügung stehen, verschlingen so viel wie eine Stadt mit einer viertel Million Einwohner.
Weiter im Westen, in der Provinz Murcia, warten die Landwirte ebenfalls auf Regen. Im Anbaugebiet für Zitrusfrüchte ist man seit Jahren auf Wasser aus dem Oberlauf des Tajo in Zentralspanien angewiesen. Zwar hat es auch am Tajo geregnet, aber nur am Unterlauf – der Wasserstand stieg so spektakulär, daß ganze Landstriche überschwemmt wurden.
Spanien ist nur schlecht auf solche Mengen von Wasser vorbereitet. Acht Menschen verloren durch die Regenfälle der letzten Tage ihr Leben. Mangelnde Kanalisation führte zu Überschwemmungen, Gebäude stürzten ein, Züge entgleisten. Die Ursache war immer die gleiche: Unterhöhlung durch Wasser. Wo noch vor kurzem das fehlende Wasser ein Problem war, ist es heute oft der Regen. Reiner Wandler
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