Grün kommt auf den wüsten Mauerstreifen

■ Bauwettbewerb: Wohnungen und Bürohäuser am neuen „Lindenpark“

Für einen der letzten freien Blocks im früheren Zeitungsviertel in Mitte liegt jetzt eine Planung auf dem Tisch. Das Karree Linden-, Schützen- und Jerusalemer Straße soll nach einem Entwurf der Architekten Liepe + Steigelmann (Berlin) bebaut werden. Danach ist vorgesehen, auf dem 10.100 Quadratmeter großen öden Mauergrundstück die östliche Hälfte mit einem Ensemble aus achtgeschossigen Wohn- und Geschäftshäusern zu bebauen. Das Novum: Die westliche Seite des Blocks ließen die Architekten für eine Parkanalage frei und durchbrachen somit das Konzept der vollständigen Überbauung der Friedrichstadt. Auch werden fast 50 Prozent Wohnungen eingeplant. Bei dem Entwurf für die acht unterschiedlichen Parzellen kam es „auf die Rekonstruktion der Lindenstraße an“, sagte gestern Wettbewerbsgewinner Axel Liepe bei der Präsenation des Ergebnisses. Außerdem nehme die Planung die durch die Teilung der Stadt aufgelöste Nord-Süd-Stadtstruktur wieder auf. „Wichtig war zugleich die Schaffung eines großen Blocks mit dem dazugehörigen öffentlichen Stadtplatz“, so Liepe. Der Platz werde aber nach allen Seiten mit Baumreihen umstellt, lasse aber die Haupteingangsfront zum Ensemble frei. Die Landschaftsplanung übernimmt das Büro Müller, Knippschild und Wehberg.

Ebenfalls neu im Vergleich zur derzeitigen Bauweise in der Friedrichstadt ist die Nutzungsmischung. „Es gibt eigenständige Wohn- und Geschäftshäuser mit einem großen Lichthof in der Mitte“, sagte Liepe. Der Wohnanteil betrage rund 8.000 Quadratmeter, der für Büroflächen 12.000 Quadratmeter. Der Investor, die BKatz Baubetreuung und die Trigon-Gruppe, möchte in dem 200-Millionen-Mark-Projekt noch Einzelhandelsgeschäfte und ein Boardinghaus unterbringen.

Für Senatsbaudirektor Hans Stimmann, der Mitglied der Jury war, ist der Entwurf „ein exemplarisches Projekt für das Modell der kritischen Rekonstruktion“. In die Stadtstruktur werde damit mehr grün und durch die Parzellen mehr Mischung und mehr Kleinteiligkeit gebracht, sagte Stimmann.

Ob die Gebäude wie geplant 1997 gebaut werden können, ist fraglich. Freedom Reitz, geschäftsführender Gesellschafter der BKatz, betonte, daß unklare Besitzverhältnisse der Mauergrundstücke den Baubeginn verzögerten. Er warf Bausenator Nagel vor, daß durch dessen Beschluß – gebaut werden kann nur, wenn „alle“ Anspruchsteller für das Grundstück dem Bauvorhaben zustimmen – „Investitionen gehemmt“ würden. Reitz sagte, daß rund zwanzig Personen, darunter Leute, „die nichts mit dem historischen Grundstück am Hut haben“, Ansprüche vorgebracht hätten. rola