: Lange Nacht der Lieblingsmorde
Es gibt durchaus ernstzunehmende Menschen, die behaupten, Hamburg habe sich längst zu Deutschlands heimlicher Krimi-Hauptstadt entwickelt. Ob es an der hanseatischen Gemengelage von Menschen und Medien liegt, ob an der Reibung zwischen Eppendorfer Savoir-vivre und St. Paulianer Absturz-Authentizität – zwischen Elbe und Alster werden in großer Zahl kriminologische Manuskripte verfaßt, die in keinem einschlägigen Verkaufsregal fehlen dürfen. Es mag übrigens auch an Hamburgs Verlagslandschaft liegen, die – ob Rowohlt, Rotbuch, Argument oder Edition Nautilus – stark auf Krimireihen setzt.
Die lange Nacht der Lieblingsmorde auf Kampnagel bietet am Sonnabend einen schönen Überblick über die Hamburger Szene der Schreibtisch-Täter. Doris Gercke ist dabei, die man spätestens, seit ihre Kommissarin Bella Block in Gestalt von Hannelore Hoger zur Fernsehfigur wurde, nicht mehr vorstellen muß. Ingvar Ambjörnsen, der Norweger in St. Georg, dürfte auch ein Begriff sein, schließlich sind mit Der letzte Deal und Ausblick auf das Paradies kürzlich gleich zwei Romane von ihm erschienen – wobei der zweite deutlich macht, daß Ambjörnsens Ambitionen inzwischen über den Krimi hinausgehen.
Auch Robert Brack schreibt seit Das Mädchen mit der Taschenlampe keine konventionellen Krimis mehr. Gunter Gerlach führte mit einem Allergiker eine neue Figur in die ehrwürdige Tradition der Krimihelden ein. Uta-Maria Heim und Peter Matthews vervollständigen das mörderische Sextett, das aus eigenen Texten lesen und den jeweils am heißesten geliebten Mord der Krimigeschichte vorstellen wird.
Eine Woche später, am 20. Januar, folgt Stefan Hardts Hörspiel Mord. Versuch. drk
13. 1., 22 Uhr, foyer 2
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