Gut gedämmt ist doppelt gespart

■ Altpapier dämmt umweltverträglicher aber teurer

Eine „schöne Entwicklung“ beobachtet seit einigen Monaten Thomas Feischen, Geschäftsführer und autodidaktischer Dämmstoffspezialist einer Bremer Spezialfirma. Dämmung aus Zellulosefasern „verliert seinen Edelcharakter“. Noch haben er und seine KollegInnen in Deutschland zwar höchstens einen Marktanteil von 2 Prozent. In zwei Jahren sollen es aber schon 20 Prozent sein.

Hauptargument für das zerfledderte Altpapier als Dämmaterial ist der ökologische und gesundheitliche Vorteil. Da Zellulosewolle aus Reststoffen hergestellt ist, hat es per se schon einen Umwelt-Bonus. Während der Verarbeitung werden jedoch Borate oder Gips der Papiermasse zugefügt. Die Borsalze verhindern eine übermäßige Feuchigkeitsaufnahme des Papiers und machen es haltbarer. So kann die Papiermasse bis zu 20 Prozent Feuchtigkeit aufnehmen und wird nicht zu Pappmache. Diese Feuchtigkeit wird allerdings schon durch normale Ausdünstungen des Hauses erreicht. Fliegt das Dach ab oder kommt ein Loch in die umhüllende Plastikplane, können die Papierflocken zusammenmatschen.

„Kein Problem“, sagt Feischen, „dann füllen wir mit neuen Flocken nach“. Ein weiterer Vorteil: Zellulose-Dämmstoffe könnten jederzeit wieder eingesackt werden und in einem anderen Haus wiederverwendet werden. Daher entscheiden sich immer mehr Hausbauer für Zellulose-Dämmstoffe: Sollte das Haus irgendwann umgebaut werden, brauchen sie ihre Dämmung nicht zum Sondermüll zu geben.

Schwermetalle wie Blei, Kupfer und Zink sind durch den Zeitungsdruck ebenfalls im Papier. In der Ökobauszene macht man sich daher Gedanken über die Gesundheitsgefährdung von alternativen Dämmstoffen. Schwermetalle und flüchtige organische Verbindungen wurden untersucht und als „unbedenklich“ eingestuft.

Die bei Mineralsfasern besonders gefährliche Lungengängigkeit der Fasern haben unabhängige Labors ebenfalls untersucht. „Die gesundheitliche Bewertung lungengängiger Zellulosefasern ist derzeit nicht abgeschlossen“, heißt es in einem Gutachten. Da Zellulosefasern jedoch organisch sind, wird vermutet, daß sie in der Lunge unbeständiger sind als Mineralfasern. Dennoch sollten Handwerker einen Mundschutz tragen, wenn sie die Altpapier-Flocken ins Haus blasen. Da bislang jedoch nur teure Spezialfirmen diesen Job übernehmen können, bleibt das Gesundheitsrisiko für den Bewohner gering. ufo