Managerinnen auf dem Lande

■ In Altenbücken, einem Dorf bei Bremen, lernen Frauen von Frauen den Aufstieg für den Beruf

Weiterbildung für Frauen – da denken die meisten noch immer an Töpfern, Seidenmalen oder Korbflechten. Anders im Tagungs- und Ausbildungszentrum für Frauen, das vor drei Monaten in Altenbücken, einem kleinen Ort etwa 50 Kilometer südlich von Bremen, eröffnet wurde. Berufsbegleitend können Frauen hier Fortbildungen in Management, Supervision, NLP (Neurolinguistisches Programmieren) und Mediation absolvieren.

Für's Management, weiß Tagungshaus-Mitarbeiterin Margit Gauglhofer, „sind Frauen besonders geeignet“. Dennoch werde es ihnen nach wie vor von Männern schwergemacht, in den höheren Entscheidungsebenen Einzug zu halten. Andererseits, so Margit Gauglhofer, gehe es nicht allein darum, mehr Managerinnen auszubilden, sondern den Frauen allgemein mehr Kompetenz und Selbstsicherheit zu geben.

Ziel des Altenbückener Projektes ist es, die berufliche Kompetenz von Frauen zu fördern und auszuweiten. Das Konzept der neun Mitarbeiterinnen des Tagungshauses trägt der Tatsache Rechnung, daß Frauen bundesweit besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind und etwa zwei Drittel der Erwerbslosen ausmachen. Das scheint sich zumindest in Niedersachsen auch auf höherer politischer Ebene herumgesprochen zu haben: Niedersachsen legte als bislang einziges Bundesland ein Qualifizierungsprogramm für Langzeitarbeitslose auf, an dem Frauen quotiert beteiligt sind. Aus diesem Programm wird das Tagungshaus Altenbücken mit knapp einer halben Million Mark gefördert, weitere Mittel stellt die EU zur Verfügung.

Bereits seit sechs Jahren ist Altenbücken ein Ort feministischer Weiterbildung. Damals entstand das Frauenbildungshaus als Projekt der autonomen Frauen- und Lesbenbewegung. Mittlerweile ist es bundesweit bekannt. Frauen kommen von weither, um einen der Kurse aus dem breitgefächerten Seminarprogramm zu belegen. Hier konzentrieren sich die Themen vornehmlich auf die Bereiche Gesundheit, Körper, Selbstbehauptung, Gewalt gegen Frauen, Handwerk und Spiritualität.

Aus dem Kreis der großteils ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen des Frauenbildungshauses formierte sich eine Projektgruppe, die 1993 das Lesbenbildungswerk gründete. Die aus lesbenpolitisch engagierten Pädagoginnen und Sozialarbeiterinnen bestehende Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die gesellschaftlichen Vorbehalte gegen Lesben abzubauen, lesbische Lebensentwürfe zu entwickeln, Informations- und Beratungsarbeit zu leisten, kurz: Kommunikation, Bildung und Kultur als lesbische Veranstaltungen zu fördern. Das Lesbenbildungswerk erhielt in diesem Jahr erstmalig Unterstützung vom niedersächsischen Frauenministerium.

Im Oktober schließlich wurde mit dem Tagungshaus, in seiner inhaltlichen Schwerpunktsetzung auf berufsbegleitende Fortbildung bundesweit einmalig, das dritte Projekt aus der Taufe geboren. Für zehn Monate verwandelte sich das urige Fachwerkhaus in eine Großbaustelle. Ziegenstall und Scheune wurden renoviert, und so entstand neben dem Frauenbildungshaus das komfortable Tagungsghaus. Zwanzig Betten stehen hier zur Verfügung, die von Teilnehmerinnen der hausintern angebotenen Kurse gebucht werden können, aber auch von Gruppen, die ihre eigene Referentin mitbringen. Ebenso willkommen sind Feriengäste, die in der idyllischen Umgebung des Hauses entspannen wollen. 70 Mark kostet eine Übernachtung inklusive Vollpension. Der Preis beinhaltet einen Vollservice mit vegetarischen, vollwertigen Mahlzeiten, Küchenservice und Endreinigung.

Frauen, denen momentan der Sinn eher nach Lernen steht, können bei vorhandenem Interesse und schnellem Entscheidungsvermögen noch an einer Medations- oder NLP-Ausbildung teilnehmen. Anmeldungen unter Tel.: 04251/6291.

dah