Aus dem tödlichen Projekt Leben

■ Kampnagel: „Mord.Versuch“, ein VerHörSpiel von Stefan Hardt

Samstag, am Spätabend führte ein Kampnagel-Mitarbeiter das Publikum durch die Betriebsräume in eine kleine Verhörstube. „Passen Sie ein bißchen auf“, empfahl er. Natürlich paßte man ein bißchen auf, vor allem auf dem Nach-Hause-Weg. Gegeben wurde nämlich ein Hörspiel von Stefan Hardt, Mord.Versuch. Mörder und Totschläger kommen in dieser Montage aus Original-Verhör-Dokumenten zu Wort. Und zwar nur zu Wort nicht zu Gesicht.

Aus der rechten Box kommt die Frage des Justizbeamten: „Wie kam das Blut in ihren Bart?“ Aus der linken Box antwortet der Delinquent: „Ich habe ihr in die Brust gebissen.“ „Bedauern Sie was sie getan haben?“ „Ich empfinde Bedauern für mich. Ich befinde mich nicht gerade in der besten Lage der Welt“, antwortet es spröde von links.

Es waren weniger Bekenntnisse als klare Antworten auf einfache Fragen, die dennoch wie in der Messe oder im Märchen zu innerer Einkehr veranlaßten. Rituale und Botschaften aus dem tödlichen Projekt Leben. „Es ist von krasser Art – Kreuzigen von Menschen. Es sollte hervorgebracht werden“, hört man von links. Gehorsam wird dem Rat des Beamten gefolgt: „Sie können sich sagen: Jetzt bin ich schon einmal dabei, jetzt darf ich es.“

Die Verhörten benennen nicht die Angst, die sie verbreiten, sondern die sie erleben. Das macht sie nahbar. „Ich bekam einen Schrecken, denn sie gab noch immer diese Gluckslaute von sich.“ Das glaubt man sofort. Elsa Freese