: Sag beim Abschied lautstark servus!
■ Wolfgang Nagel bilanziert seine Arbeit als Bausenator
Es war kein starker Abgang, eher ein besinnlicher. „Ich sollte in Zukunft manche Dinge gelassener hinnehmen“, sagte gestern Wolfgang Nagel am Ende seiner „Bilanz-Pressekonferenz“, die zugleich seine letzte als Bausenator gewesen sein dürfte. Ob diese Aussage bedeutet, daß sich Nagel „gelassen“ auf seinen Abgeordnetenhaussitz vorbereitet oder doch ein Comeback als Finanz- oder Stadtentwicklungssenator im Visier hat, blieb offen.
Nach Ansicht von Nagel konnte der Stadt nichts Besseres passieren als ein Bausenator mit dem Namen Wolfgang Nagel. „Mit Genugtuung“ blicke er nicht nur auf ein erfolgreiches Wohungsbaujahr 1995 zurück. Bei seinem Abschied könne auch eine „positive Bilanz für die gesamte Legislaturperiode“ gezogen werden. Die Erfolge und Perspektiven im Wohungsbau sowie in der Stadterneuerung seien „auch unter einem CDU-Bausenator politisch unumkehrbar“.
Von 1991 bis 1995 seien einschließlich der 16.180 Neubauwohnungen insgesamt 72.300 Wohnungen öffentlich gefördert worden, so Nagel. Das Wohnungsbauprogramm von 1995 sah allein 5,6 Milliarden Mark vor. Das bedeute „Rekord“, lobte sich der Bausenator. Weil in Karow-Nord, Buchholz oder Alt-Glienicke und etwa mit der Wasserstadt Oberhavel und der Rummelsburger Bucht „weiter große Projekte“ angeschoben worden seien, ist Nagel für die Wohnungszukunft nicht bange. „In den nächsten Jahren wird es einen Boom an Fertigstellungen geben. Von Wohnungsnot wird in zwei Jahren niemand mehr sprechen.“ Nagel plädierte für eine Senkung der Zahlen im Wohnungsbau auf 38.000 geförderte Wohnungen bis 1999.
Nicht ganz so fahrlässig sollte ein CDU-Nachfolger nach Einschätzung des Bausenators mit der Weiterführung des „ökologischen Städtebaus“ umgehen. Zwar seien zahlreiche Modellvorhaben und 34 ökologische Baumaßnahmen eingeleitet worden, darunter allein 2,5 Millionen für die ökologische Sanierung von Hellersdorf. Doch „in der Ökologie ist noch viel zu tun“, meinte Nagel. Die Umsetzung dieser Ziele sei auf „Langfristigkeit“ angelegt.
Die meisten Gelder, erinnerte sich der Bausenator, flossen bei der Stadterneuerung in die östlichen Bezirke. Von den gut 1,08 Milliarden Mark seien in 1995 fast 80 Prozent (848 Millionen Mark) auf Ostprojekte entfallen. Bei der Stadterneuerung wurden zwar acht Sanierungsgebiete aufgehoben, aber sechs neue beschlossen. Die jährlichen Mittel von rund einer Milliarde Mark seien dabei 1995 „voll eingesetzt“ worden.
Bei seinem Abschied sah sich Nagel denn auch historisch: „Ich war der letzte Bausenator West- Berlins und der erste von Gesamt- Berlin.“ Das riecht nach Denkmal. Rolf Lautenschläger
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