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Aufgescheuchter Hühnerhaufen

■ HdK-Studenten protestierten gegen Uni-Kürzungen und die Schließung ganzer Fachbereiche. An der FU wurden das Lateinamerika-Institut und das OSI besetzt

Wenn ein verrücktes, federlassendes Huhn auf dem Kurfürstendamm tobt, ist das keine Werbeaktion für die Grüne Woche, sondern eine „Creativ-Demo“ der Hochschule der Künste. So wie das Huhn sollen auch die HdK-Studenten Federn lassen – durch Mittelkürzungen, Stellenstreichungen oder Schließungen ganzer Fachbereiche. Doch wehrlos wollen die Studenten dem nicht zusehen: Wie es aussieht, rollt eine neue Demo- Welle der Studenten auf den neuen Berliner Senat zu.

„Der Senat frißt uns auf“, und was machen wir? „Wir beißen zurück!“ lautete bei der gestrigen Protestaktion schlicht und ergreifend die Antwort der jungen Künstler. Mit aufgerissenen Mäulern und fletschenden Zähnen ausgestattet, zog der lebensgroße Slogan „HdKürzung“ durch die Straßen, sorgte für Aufmerksamkeit und klärte über die „apokalyptischen Kürzungen“ auf. Als wenig appetitlich, vielmehr informativ offenbarten sich dabei die „Schaschlikspieße“, die schön säuberlich auf dem silbernen Tablett gereicht wurden. Doch die Lektüre der gespießten Zettel verdarb dem geneigten Leser ohnehin den Appetit – von Streichungen der Seminare und bei der Uni-Ausrüstung war die geschmacklose Rede. Für die Studenten blieb daher der Wunsch, daß diese „Senats-Leckereien“ nicht zur Henkersmahlzeit der Uni werden. Ein wandelnder Ofen verteilte selbstgebackene Schnecken, ebenfalls nicht zum Verzehr geeignet, denn die Hefe, so gab der Beipackzettel Auskunft, wurde wegrationalisiert.

Praktischer zeigten gestern Studenten des Lateinamerika-Instituts der FU ihre Protesthaltung. Sie besetzten die Institutsräume in der Rüdesheimer Straße und sperrten somit den Lehrbetrieb. Ebenfalls besetzt wurde das Gebäude des Fachbereichs Politische Wissenschaft. Eine autonome Gruppe der FU entsprach damit einem Beschluß zum Warnstreik der Studentischen Vollversammlung am 23. Januar. Maximilian Stelzle

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