Fokker: Holzschuhe voll Schulden

■ Daimler-Benz wird in Deutschland dieses Jahr weitere 25.000 Arbeitsplätze abbauen. Bill Gates kommt ins Spiel

Den Haag/Stuttgart (taz/rtr/ AFP) – Niederländische Zeitungen berichteten, daß Fokker eine Schuldenlast von fast 3,2 Milliarden Gulden (2,85 Milliarden Mark) drücke. Dies gehe aus Unterlagen für das Insolvenzverfahren hervor. Die Schulden bei Daimler-Benz für die seit August 1995 gezahlten Überbrückungskredite belaufen sich nach Fokker- Angaben auf 1,4 Milliarden Gulden. Bei Banken stehen die Regionalflieger mit 1,7 Milliarden in der Kreide – vor allem bei der niederländischen ABN AMRO und ihrer Tochter Mees Pierson mit 555 Millionen Gulden, aber auch bei Commerzbank, Dresdner Bank und der Schweizerischen Bankgesellschaft.

Die Gewerkschaften befürchten für die nächsten Wochen eine Entlassungswelle bei Fokker. Abteilungen, die sich nicht verkaufen ließen, würden möglicherweise geschlossen. Sechs Millionen Postkarten werden gedruckt, die die Niederländer an ihre Regierung senden sollen. Motto: „Erst die Textilbranche, dann die Schiffswerften und nun die Flugzeuge. Fokker muß leben.“ Der Betriebsrat rief zu Spenden für Fokker auf – die Spendendosenpressen in Europa dürften heißlaufen, bis der Schuldenberg abgetragen ist.

Auch beim Fokker-Großaktionär, der Deutschen Aerospace (Dasa) und deren Mutter Daimler- Benz, werden die Konsequenzen klarer. „Sollte Fokker oder Teile des Unternehmens nicht überleben, könnten zusätzlich 600 Arbeitsplätze bei der Dasa betroffen sein“, sagte Daimler-Chef Jürgen Schrempp der Bild. Zusätzlich zu den vom Sparprogramm „Dolores“ schon betroffenen Stellen. Bei Daimler werden bis Ende des Jahres 25.000 weniger arbeiten als die derzeit 325.000. Laut Schrempp werden diese Menschen jedoch von anderen Firmen übernommen; die hohe Zahl resultiert auch aus Verkäufen ganzer Unternehmensteile wie der AEG.

Am 8. Februar treffen sich Jürgen Schrempp und weitere Daimler-Manager in Stuttgart mit Microsoft-Chef Bill Gates. Dessen Geschäft mit Computerprogrammen läuft weiterhin prächtig: Im letzten Vierteljahr (!) vermeldet die Firma des Softwarekrösus über 850 Millionen Mark Gewinn. Der Vorstandsvorsitzende einer Daimler-Tochter wies Gerüchte über eine Zusammenarbeit zwischen Daimler und Microsoft zurück – dabei könnten die Daimler-Chefs für ihre Bilanz doch einiges von Bill Gates lernen. rem