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„Deshalb lieben alle George“

■ Wie wirken die „Fünf Freunde“ auf die Identitätsfindung unserer Kinder? Ein Experteninterview (So., 15.35 Uhr, ZDF)

taz: Enid Blytons Kinderbuchserie „Fünf Freunde“ ist erneut für das Fernsehen verfilmt worden. Was macht diese Geschichten heute noch so attraktiv?

Dr. Quentin: Die fünf Freunde erleben etwas, das sich jedes Kind wünscht: Sommerferien, in denen die Zeit nie mit Tischtennisspielen totgeschlagen werden muß. Für Julius, Dick, George und Anne steht immer ein komplettes Abenteuer auf dem Programm. Und es gelingt ihnen, alle Rätsel zu lösen, bevor die Schule wieder anfängt. Das ist sehr praktisch.

Stimmt die Fernsehfassung mit dem Original überein?

Ja, sogar bis in die unlogischen Details. Nehmen Sie die erste Folge, in der sich die fünf Freunde kennenlernen. Da kommt an einem sonnigen Nachmittag plötzlich ein gewaltiger Sturm auf, ein riesiges Schiffswrack wird an einen Inselstrand gespült, und gleich darauf ist das Wetter wieder gut.

Nehmen Kinder so etwas hin?

Selbstverständlich. Ohne das Wrack kann schließlich nicht die Truhe gefunden werden, in der sich der Lageplan für den Goldschatz befindet.

Den sich dann aber ein Gaunerpaar aneignet.

Genau. Die Schurken halten George und Julius gefangen und zwingen George, einen Brief an die anderen Kinder zu schreiben – obwohl die sich in circa zehn Metern Entfernung aufhalten.

Damit kommen wir zu Georges cleverer Idee. Sie unterschreibt den Brief mit ihrem richtigen Namen. Das macht Dick und Anne mißtrauisch, denn „Georgina“ will kein Mädchen sein, sondern ein Junge.

Exakt. Und hier sind wir an einem sehr wichtigen Punkt. Ohne Georgina würden die fünf Freunde überhaupt nicht funktionieren. Enid Blyton bietet aber doch vier Kinder als Identifikationsfiguren. Und einen Hund.

Sicher, aber sind die anderen denn interessant? Julius ist ein nervtötender Schlaumeier und abscheulich verantwortungsbewußt. Kein Vorbild für ein normales Kind. Anne ist nie mutig und von den anderen abhängig. Und Dick wird eines Tages Handwerker werden. Zu mehr ist er nicht zu gebrauchen. Die Identifikationsfigur heißt ganz klar George.

Sie behaupten also, daß sich auch die kleinen Jungen ein Mädchen als Heldin wählen?

Ja. George zeigt Schwächen. Und über die eigenen Unzulänglichkeiten weiß jedes Kind gut Bescheid – deshalb lieben alle George.

Was ist mit dem Hund?

Was soll mit dem Hund sein?

Könnte es sein, daß George auch deshalb so beliebt ist, weil ihr der Hund gehört?

Nein! Diese Theorie lehne ich entschieden ab. Interview: C&A

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