: Retortenurlaub
Immer mehr Menschen flüchten in künstliche Ferienwelten. Schuld daran sind Massentourismus und Umweltzerstörung in den Urlaubsregionen. Meinen jedenfalls die Tourismusforscher des US-Instituts Plog Research. So werden bereits in Tokio, wo man sich an einem künstlichen Strand sonnen oder auf einer synthetischen Piste Ski fahren kann, ideale Urlaubssituationen simuliert.
Ebenfalls schon virtuelle Realität: Die Reederei Royal Caribbean Cruises bringen ihre Passagiere auf das Bahamas-Eiland Coca Day. Es sieht so aus, wie sich Otto Normalurlauber seine typische Karibikinsel zusammenphantasiert. Die Andenkenverkäufer sind freundliche Mitarbeiter des Unternehmens, am makellos sauberen Strand spielen Steelbands. Vor der Insel wurde eine nachgebautete spanische Galeone aus dem 16. Jahrhundert sowie ein altes Flugzeug versenkt, damit erlebnishungrige Schnorchler auf ihre Kosten kommen. Damit auch unter Wasser alles in bester Ordnung ist, werden die Wracks regelmäßig gereinigt. Aufdringliche Einheimische, verfallene Wellblechhütten und sichtbarer Müll haben in diesem Hochglanz-Urlaubszenario selbstredend keinen Platz.
Doch all dies ist erst der bescheidene Anfang. Ein US-Unternehmen will bis zur Jahrtausendwende auf einer Meeresplattform die Phoenix World City bauen: eine imitierte europäische Kleinstadt mit Museen und Kulturprogrammen. Fehlen sollen Autostaus, Kriminalität und Luftverschmutzung. faf/taz
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