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Pleite wegen Würge-Sex?

Rund um Fokker entwickelt sich eine neue Trauer- und Spottkultur in den Niederlanden / Sorgentelefon für die Mitarbeiter  ■ Aus Amsterdam Ed van Zutphen

Ein Gespenst geht um in deutsch-niederländischen Firmen – Untergang. Grundig, im Besitz der in Eindhoven sitzenden Firma Philips, verlor im letzten Jahr 300 Millionen Mark. 4.000 Jobs stehen auf der Kippe. Die Niederländer rätseln jetzt angesichts der Situation von Grundig/Philips und der vor ein paar Tagen angekündigten Finanzverweigerung von Dasa gegenüber seiner Tochter Fokker: Wer hat Schuld an der Malaise? Können die Deutschen nicht ordentlich managen? Können die nicht richtig arbeiten? Können die noch nicht mal ordentlich verhandeln? Englische Zeitungen sprechen schon von einem neuerlichen Test für die schwierigen deutsch- niederländischen Empfindlichkeiten.

Fokker hat inzwischen für die Mitarbeier einen Telefonnotdienst eingerichtet, bei dem laut Algemeen Dagblad schon 2.500 Anrufe eingingen. Im ganzen Volk besteht eine breite Hilfsbewegung für den einstigen Stolz der Nation. Fokker- Mitarbeiter haben einige Millionen Postkarten an die Niederländer verschickt mit dem Motto: „Haltet Fokker in der Luft“. Dabei wird auch eine Giro-Kontonummer angegeben, auf der die Niederländer ihre Spenden zur Rettung Fokkers überweisen können. Zwar wurde ähnliches auch vor einigen Jahren probiert, als der Autobauer DAF pleite ging – das eingegangene Geld reichte damals natürlich nicht und wurde am Ende auf das Konto irgendeines Hilfsprojektes überwiesen.

Übrigens ging DAF damals pleite, entließ alle Mitarbeiter, wurde mit der Hälfte der alten Belegschaft neugegründet, und die andere Hälfte bekam nicht mal eine Abfindung. In diesem Jahr schrieb DAF-Neu erstaunliche Gewinne, viele der damals leer ausgegangenen DAF-Mitarbeiter fordern nun ihr Geld. Soweit ist es mit Fokker aber noch nicht. Die Flugzeugfirma ist vorerst noch Gegenstand rührender Emotionen und gemeiner Witze. „Ich wasche gern gratis die Flugzeuge“, schrieb der zehnjährige Mick Dieperink aus Naarden. Er habe das ganze Zimmer mit Fokker-Fliegern vollhängen, da könne Fokker nun doch nicht einfach so verschwinden. Eine Umfrage ergab gar, daß 20 Prozent der Niederländer zu einer Spende in Höhe von 85 Gulden bereit wären. Eine Pensionärin aus Amsterdam verband ihre 200-Gulden-Spende mit der Aussage: „Wir haben Rußland im Winter mit Nahrungsmitteln überleben geholfen, da muß das doch auch mit Fokker gehen.“

Andere reißen böse Witze. „Ich kauf' nie mehr einen Mercedes. Du hast doch noch nie einen Mercedes gehabt? Na und. Es geht um das Prinzip Fokker.“ Oder: „Was ist der Unterschied zwischen einem Geldautomaten und einer Flugzeugfirma? Mit einem Geldautomaten kann man Geld verdienen.“ Beides stand im Vrij Nederland zu lesen, traditionell ein eher „deutsch-kritisches“ Wochenblatt. Doch statt Häme über „die Deutschen“, befleißigt man sich jetzt eher herben Spotts über Fokker.

Noch gemeiner war ein Student der Luftfahrtwissenschaften, der in der Amsterdamer Zeitung Het Parool das Ende von Fokker so erklärte: „In unseren Kreisen, den an Flugzeugbau interessierten Ingenieuren, ist SM sehr populär. Ja, und da habe ich den Schrempp gefragt, ob er mal bei uns zu einer Würg-Sex-Sitzung kommen wolle.“ Da soll dann der Vorhang für Fokker gefallen sein.

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