Wohnung ist in, Autos sind out

■ Ursula Funke sprach über Trends/Die Zukunft gehört Bequemlichkeit und Dienstleistungen

Im 21. Jahrhundert wird alles anders. Dieses diffuse Gefühl begleitet so manche Zeitgenossin, besonders wenn sie ein Unternehmen führt und besonders genau in die Zukunft schauen sollte. Was sind aber die wichtigsten Trends? 50 Geschäftsfrauen waren am Dienstag abend ins Parkhotel gekommen, um in konzentrierter Form zu erfahren, was uns erwartet.

Mit Ursula Funke, Vorstandsmitglied der Deutschen-Management-Gesellschaft, renommierte Professorin der Betriebswirtschaft, Ex-Arbeits- und Sozialministerin in Rheinland-Pfalz, hatte der Bremer Landesverband des Verbandes Deutscher Unternehmerinnen eine berufene Expertin zu Gast.

Funke verknüpfte in ihrem Vortrag zahllose von internationalen Trendschnüfflern und Wissenschaftlern erspürte Tendenzen aus Unternehmen, Gesellschaft, Technologie und Verbraucherverhalten. Daß die Netzwerke von Auslands-Chinesen durch die Modernisierung Asiens nach den USA und Japan zur drittgrößten wirtschaftliche Macht der Welt aufgestiegen sind, war da nur ein Detail am Rande.

Viel wichtiger für die versammelten Mittelständlerinnen war wohl, welche Spuren betriebswirtschaftliche Trends wie der Abbau von Hierarchien, Lean Management, Computernetzwerke, Flexibilisierung der Arbeitszeit usw. im Alltag hinterlassen. Und welche Möglichkeiten für findige Unternehmerinnen sich daraus ergeben.

Denn eines ist für Funke klar: große, bürokratische Strukturen haben keine Chance. „Junge, dynamische Leute gehen zu Kleinunternehmen, wo sie etwas bewegen können“. Den Männern im mittleren Management tue dieser Wandel schon jetzt sehr weh. In Zeiten, wo jedeR im Computer an alle Informationen herankommt, bricht jede formale Hierarchie zusammen.

Darum gehöre die Zukunft auch den Frauen, sagte die Professorin den etwas ungläubigen Unternehmerinnen voraus. Denn sie seien besser in der Kommunikation mit Menschen, geeigneter zur Arbeit im Team und eher serviceorientiert als Männer.

Als Fluchtburg gegen den Streß des Arbeitslebens werde die Wohnung mehr und mehr das Auto und teuere Fernreisen als Statussymbol Nummer eins ablösen - jedenfalls für diejenigen, die an dem großen globalen Konsum-Spiel teilhaben könnten. Gastlichkeit wird als Chance zur Kommunikation erkannt. Große Flächen seien gefragt, die flexibel gestaltet und in Do-It-Yourself-Manier umgebaut werden können.

Zukunft hätten sogenannte „Transgenerationsprodukte“ - zum Beispiel einfach zu bedienende Videorekorder, Sanitärinstallationen als Stecksysteme oder intelligente Haushaltshilfen wie das schmutzabstoßende Fenster. Diese Neuerungen würden für die wachsende Schar alter Menschen erfunden. Weil aber auch junge Leute Bequemlichkeit schätzten, setzten sie sich durch.

Überhaupt, Bequemlichkeit: Allen Arten von Dienstleistungen für die gestreßten Berufstätigen prophezeit Funke eine große Zukunft. Weil Produkte mehr und mehr austauschbar würden, seien die damit verbundenen Dienste künftig entscheidend für den Erfolg. Lieferantendienste und spezielle Öffnungszeiten der Geschäfte erleichtern das zunehmend als lästig empfundene Einkaufen.

Funke ließ jedoch einen der wichtigsten Trends nicht aus: Daß Menschen im rasanten Tempo der schönen neuen Welt nicht mitkommen. „Ob wir diesen zehn oder zwölf Prozent Arbeit geben können, daran entscheidet sich, ob wir eine menschliche Gesellschaft sein werden“, so die Wissenschaftlerin.

Die Fragerunde geriet zum Schluß dann zum Beleg für weibliche Effizienz. Wo Männer in langatmigen Statements Halbwissen verbreitet hätten, stellten die Unternehmerinnen sachliche Nachfragen, bekamen kurze Antworten und gingen nach eineinhalb Stunden nach Hause - in ihr persönliches Naherholungsgebiet nach einem anstrengenden Arbeitstag auf dem Marsch in die Zukunft. jof