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Alchemische Wunder und eine Saatarche

■ Das Kunsthaus zeigt Kunstwerke zu der Fernseh-Porträtreihe „Kunststreifzüge“

Im Zentrum des Raums die Arche, gefüllt mit Hafer: Die über drei Meter lange eiförmige Stahlblechwanne im Holzgerüst hat der Hamburger Künstler Harald Finke letztes Jahr als Ergänzung zu einem Kirchen-Altar gebaut. Hier im Kunsthaus wirkt „Arca“ weniger religiös. Manche Besucher können der Versuchung nicht widerstehen und lassen sich die Körner durch die Hand rinnen, erahnen vielleicht in der dort gespeicherten Energie die Kraft der Pflanzen. Kommt Brot entgegen vielfacher Vermutung doch nicht aus der Fabrik?

Finkes Saatboot ist ein Speicher von Möglichkeiten. In den Köpfen eröffnet das Kunstwerk ein weites Feld, auf Erde ausgebracht würde die Saat aufgehen, käme die Sintflut, diese Arche würde untergehen.

Drumherum sind Arbeiten von sechs weiteren Künstlern zu sehen, die die Fernsehreihe Kunststreifzüge vorstellt. NDR, Hamburgische Kulturstiftung, BBK und der Verlag Dölling und Galitz haben sich zum zweiten Mal zu dieser Zusammenarbeit gefunden. Zu den Fernsehporträts sind hier die Werke zu erleben und wer Worte sucht, dem bleibt noch der Katalog.

Die insgesamt vierzehn Auserwählten werden in zwei aufeinander folgenden Ausstellungen präsentiert. Erstaunlich, daß es gelingt, aus den unterschiedlichen Positionen eine schöne Ausstellung zu gestalten.

Wie eine Einzelschau sind die Blechstücke von Sabine Kramer aufgebaut. Ihre filigran ausgeschnittenen Metalle wirken wie Propeller oder technoide Vögel, die im Bogen den Raum auf die Gruppe der ganz neuen Stelenhäuser konzentrieren. Auch plastisch, aber mit stillem Schalk arbeitet Konrad Schulz. In großen Acrylskizzen stellt er skurrile Objekte wie eine „Stuhlbeinsuppe“ vor, die „Lufträder“ dagegen sind realisiert und stehen ratlos im Raum.

Die vier anderen Künstler sind Maler. Der älteste ist der documenta-erprobte Maler düsterer Zahlenbilder Klaus Kröger: auf schrundigen Gründen schiebt seine Schwarzmalerei alles oberflächlich Schöne hinweg. Jaakov Blumas rhythmisiert seine Formen nicht nur einzeln. Er hat in Kombination großer Ölbilder mit zu Blöcken gehängten kleineren Arbeiten eine ganze Wand gestaltet.

Überlagerung ist das Thema von Maria Hobbing. Mit Silikon und Folien, aber auch dunklleuchtenden Acrylfarbtönen schichtet sie reale und imaginäre Räume zu kräftigen Bildern. Und Fotografin Carmen Oberst geht mit Bildchemie so um, daß malerische Ergebnisse voller alchemischer Wunder entstehen.

Hajo Schiff

Kunsthaus BBK, Klosterwall 15, bis 25.2.; Katalog bei Dölling und Galitz, 29 Mark; Sendungen: N3, So., 8.15 und 17.45 Uhr

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