: Spieß(er)gesellen: Militär=Männersache
■ betr.: „Kriegsgeile Seniorinnen“ von Wiglaf Droste, taz vom 26. 1. 96
„Das (...) Diktum (sic!), banale, gemeine, dumme und widerliche Verrichtungen würden dadurch geadelt, daß sie von Frauen ausgeführt werden, ist der Emma garantiert nicht (...) zu rauben (sic!).“ Sie würde es niemals von sich geben!
Daß aber, der Ausschluß von Frauen ein Mittel sein kann, gewisse Institutionen noch dümmer und widerlicher zu machen, belegt sie (nicht zum ersten Mal) am Beispiel der Ausbildung in den „Eliteeinheiten“ der US-Armee. Dort werden alle Eigenschaften, die in der neu zu schaffenden Persönlichkeit des Rekruten nicht vorkommen sollen, auf die „Weiber“ (worunter auch die Neulinge fallen) projiziert und diese dann verächtlich gemacht. Ausgeschlossen werden so die menschlichen Qualitäten nicht (in erster Linie) der Frauen, sondern der Männer selbst.
Daß Emma im selben Heft über Frauen berichtet, für die der Militärdienst eine Perspektive scheint, und die Beurteilung der Gründe ganz den Leserinnen überläßt, ist freilich enttäuschend. Wenn nicht mal Alice Gouvernante spielen will – wie kann man(n) da noch auf „political correctness“ schimpfen?
So, wie ich Emma immer verstanden habe, ist „Fortschritt“ für sie die wachsende Freiheit des Individuums, durch eigenverantwortliches Handeln sein menschliches Potential zu verwirklichen – nicht, irgend etwas zu „adeln“ durch An- oder Abwesenheit als Geschlecht. Das schließt auch die Freiheit zu dummen und unmoralischen Entscheidungen ein (die dadurch noch lange nicht gerechtfertigt werden). Dies ist die klassisch humanistische Position; sie wird zur linken durch das Augenmerk auf die Bedingungen, die auf die individuelle Freiheit Einfluß haben. Daß dazu der juridische Aspekt gehört – zum Beispiel, ja, Berufsverbote (Herr Droste sagt wohl lieber: „Gesetz zum Schutz der Frauen vor sich selbst“) – ist „Seniorinnen“ (nanu? Ist Wiglaf nicht schon auch im „Mittelalter“?) vielleicht bewußter als einer Generation, in der die „Wurstigkeit“ Gesetzen gegenüber für anarchistisch gilt.
Mir, die ich (noch) zu dieser Generation gehöre, erscheint es jedoch schlicht als Schwäche in der Logik: hinreichende und notwendige Bedingungen (der Freiheit) zu verwechseln. Daß (platte) Gleichberechtigung genüge, hat Emma nie behauptet – notwendig ist sie jedenfalls. Anne Fröhlich, Tübingen
[...] Daß Wiglaf Droste gleich die SA einfällt, wenn ein sexistischer Witz in Männer- statt in Frauenrichtung zielt, finde ich bemerkenswert. Daß er Schwarzer „Kriegsgeilheit“ unterstellt, ist – um in seiner Metaphorik zu bleiben – unter aller Kanone. Mir gefallen die Pro-Bundeswehrhaltung und manche andere Positionen, vor allem aber Darstellungsweisen in dieser nach wie vor feministischen Zeitschrift auch nicht. Statt diffamierender Rundumschläge wünsche ich mir jedoch einen genauen und aussagekräftigen Umgang mit einzelnen Beiträgen. Wenn die Puste dafür nicht ausreicht – wie so oft in der Medienlandschaft – dann sollten die AutorInnen sich lieber ein paar freie Stunden nehmen, statt so überflüssige Artikel zu schreiben! Carolina Brauckmann, Köln
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