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■ Das PortraitRadikaler Christ - betr.: Dietrich Bonhoeffer

Nach ihm sind Kirchen benannt, aber auch Straßen, Plätze, Schulen und in Ost- Berlin gab es schon vor Wendezeiten ein Dietrich-Bonhoeffer-Haus, in dem sich Bürgerrechtler versammelten. Für sie war der Theologe Vorbild für antitotalitären Widerstand. Für Kriegsdienstverweigerer ist er immer noch die zentrale Figur des Antimilitarismus.

Dietrich Bonhoeffer Foto: AKG Berlin

Gestern wäre Dietrich Bonhoeffer 90 Jahre alt geworden, er wurde gerade neununddreißig. Am 9. April 1945 mußte er sich im KZ Flossenbürg nackt ausziehen, eine Stiege besteigen, einen Strick umlegen, dann stieß der Henker die Treppe weg. Bonhoeffer wurde ermordet, mit ihm Admiral Canaris, Generalmajor Oster, der frühere Wehrmachtsrichter Sack, und Hauptmann Gehre.

Mehrere Gerichte sprachen zwischen 1951 und 1956 seine Mörder frei. Ihnen wurden nicht einmal die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt, während der Demokrat Bonhoeffer bis heute nicht rehabilitiert ist.

Bonhoeffers Widerstand begann früh. Schon 1933 schrieb er, daß es angesichts des Charakters des NS-Regimes nicht alleine darauf ankomme, die „Opfer des Staatswagens zu verbinden“, sondern dem „Wagen selbst in die Speichen zu fallen“. Später als Theologe der „Bekennenden Kirche“ trat er offen für ein „Gelöbnisverzicht“ ein und formulierte zu Beginn des Krieges das Recht auf eine „situative“ Kriegsdienstverweigerung. Trotz Rede- und Schreibverbotes verfaßte er zusammen mit Friedrich Justus Perels im Oktober 1941 eine Denkschrift an die oppositionellen Militärs, in der er sich gegen die Deportation der Juden und ihre vollständige Entrechtung wandte.

Im April 1943 wurde Bonhoeffer verhaftet und blieb ohne Gerichtsverfahren zwei Jahre lang vollständig isoliert im Gefängnis Berlin-Tegel. Seine Briefe von dort, darunter die „Brautbriefe Zelle 92“ an seine achtzehnjährige Verlobte Maria von Weydemeyer, kommen jetzt in den Besitz der Berliner Staatsbibliothek. Und gestern, zum 90jährigen Geburtstag, weihte der Berliner Initativkreis „Gerechtigkeit für Dietrich Bonhoeffer“ am Gebäude des Strafsenats des Bundesgerichtshofs in Berlin eine Gedenktafel ein. Auf ihr steht zu lesen: „Seine Tötung am 9. April 1945, angeordnet durch ein SS-'Gericht' im Konzentrationslager Flossenbürg, wurde vom Bundesgerichtshof 1956 bestätigt – als Ausdruck des Rechts des NS-Staates auf Selbstbehauptung“. Anita Kugler

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