: Politik über die Spielbank
■ „Stiftung Wohnliche Stadt“ förderte Bremen mit 161 Millionen
Die Bremer Politik wird in weiten Teilen von Göttin Fortuna bestimmt. Mehr als 460 Projekte, die in Bremen und Bremerhaven das Stadtbild und die kulturelle Wohnqualität verbessern oder die Landschaft erschließen und entwickeln, verdanken ihr Dasein der Spielbank, genauer: der Stiftung Wohnliche Stadt. 161 Millionen Mark stellte sie diesen Projekten in 15 Jahren zur Verfügung.
Die Spielbank muß qua Gesetz 80 Prozent der Einspielergebnisse der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Die eine Hälfte dieses Geldes fließt direkt an die Spielbankstandortkommunen Bremen und Bremerhaven. Die andere Hälfte geht an die Stiftung Wohnliche Stadt, vor 15 Jahren eigens gegründet, um der damalig typisch hanseatischen Zurückhaltung gegenüber öffentlichen Spielbanken ein „moralisches Gegengewicht“ zu bieten. Dementsprechend wurde die Funktion der Stiftung ausdrücklich dahingehend festgelegt, daß sie der Förderung der Urbanität dienen solle.
Im Laufe ihres Bestehens mauserte sich die Stiftung Wohnliche Stadt zur finanzstärksten Stiftung Bremens. Sie verteilt die jährlichen Zuwendungen von der Spielbank im Verhältnis 4:1 an die Förderprojekte in Bremen und Bremerhaven. Satzungsgemäße Förderbereiche: die Ausstattung von Straßen und Plätzen, auch mit Kunst im öffentlichen Raum; die Förderung kultureller Stätten, wozu neben Museen, Theatern und Kulturzentren auch Bürgerhäuser und Kinderspielplätze zählen; die Baudenkmalpflege; Ergänzung des Fuß- und Radwanderwegenetzes; Erschließung, Erhaltung und Gestaltung von Grünanlagen.
Erstmalig seit Errichtung der Stiftung wurde in diesem Jahr ein einziger Förderbereich mit einem Anteil von über 70 Prozent bedacht: der Kulturbereich. Von knapp 24 Millionen Mark, die der Stiftung 1995 aus der Spielbank zuflossen, leitete sie zweieinhalb Millionen nach Bremerhaven weiter, rund 15 Millionen gingen an Kulturprojekte in Bremen.
Vorrangig waren in diesem Jahr die sanierungsmaßnahmen beim Konzerthaus Glocke und beim Fockemuseum. Die Stiftung übernahm jeweils 50 Prozent der Gesamtkosten und übernahm einschließlich der Zusagen für die nächsten Jahre insgesamt rund 18 Millionen Mark. Mit zwei Millionen unterstützt die Stiftung das Theater, das Überseemuseum mit rund 9 Millionen.
Fälschlicherweise bewertet die Bevölkerung diese Mittel häufig als selbstverständliche Dienstleistungen städtischer Ämter. Um mit diesem Mißverständnis aufzuräumen, erschien soeben eine Dokumentation, welche den Verbleib der Stiftungsgelder aus der Spielbank genau nachzeichnet. Das im Bremer Hauschild-Verlag erschienene 255 Seiten starke Buch ist ab heute im Handel und kostet 34 Mark. dah
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