: Was lange wählt, führt endlich zum Entschluß
■ SPD-Kandidat Reinhard Kraetzer wird Bürgermeister in Prenzlauer Berg
Im fünften Wahlgang erreichte Reinhard Kraetzer (SPD) am Mittwoch abend die Mehrheit und gilt nun als der gewählte Bezirksbürgermeister in Prenzlauer Berg. Der 43jährige bisherige Sozialstadtrat profitierte bei der Wahl von der Abwesenheit zweier PDS- Abgeordneter und kam auf 22 Ja- Stimmen, bei 20 Nein-Voten und einer Enthaltung. Bei den vier vorhergehenden Wahlgängen im November und Dezember war Kraetzer zum Teil mit großer Mehrheit abgelehnt worden. Sein Gegenkandidat Burkhardt Kleinert (PDS) hatte Mitte Dezember eine knappe Mehrheit bekommen. Die Wahl war aber vom Senat für ungültig erklärt worden, da es nur einen Kandidaten geben dürfe.
Ein Antrag der PDS-Fraktion, die Bürgermeisterwahlen bis zur gerichtlichen Klärung auszusetzen, war am Freitag vom Verwaltungsgericht abgelehnt worden. Es bezweifelte die Klageberechtigung der PDS, da sie nicht unmittelbar betroffen sei. Die PDS legte Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht ein und hofft nun auf eine zügige Entscheidung über die Rechtmäßigkeit der Kleinert- Wahl.
Vor der Wahl erklärten die Bezirksverordneten mehrheitlich ihren Widerspruch gegen die Senatsentscheidung und forderten den BVV-Vorsteher Günther Bärwolff (PDS) auf, sich für die Anerkennung der Wahl einzusetzen. SPD und CDU lehnten die Erklärung ab. Für die SPD, die ursprünglich für die konkurrierende Wahl gestimmt hatte, erklärte Fraktionssprecher Lehmann, man habe eingesehen, daß es hierfür keine rechtliche Grundlage gäbe. Kraetzer versprach sich im Rat der Bürgermeister für einen zukünftigen, konkurrierenden Wahlmodus einzusetzen. Der Theaterwissenschaftler arbeitete bis zur Wende als freier Drehbuchautor für den Dokumentarfilm in Babelsberg oder war an Theatern beschäftigt. Im Oktober 1989 trat er in die neugegründete Ost-SPD ein, die ihn 1990 als Stadtrat in Prenzlauer Berg nominierte.
Neben Kraetzer wurden Wirtschaftsstadtrat Robert Scholz (PDS) und Umweltstadtrat Frank von Olszewski (CDU) wieder ins Bezirksamt gewählt. Für den zweiten ihr zustehenden Stadtratsposten erbat sich die PDS Bedenkzeit, da die Ressortverteilung noch unklar sei. Die anderen Fraktionen drängten jedoch auf Weiterwahl. Die vom Bündnis Prenzlauer Berg vorgeschlagene bisherige Baustadträtin in Mitte, Dorothee Dubrau, wurde jedoch mit großer Mehrheit abgelehnt. In der PDS hieß es, man hätte nichts gegen Dubrau, fühlte sich aber durch das Wahlverhalten vom Bündnis brüskiert. Intern will die PDS erst klären, ob Burkardt Kleinert für das Bezirksamt nominiert werden soll. Gereon Asmuth
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