: Zwickel goes East
■ Der IG-Metall-Chef wirbt für die 35-Stunden-Woche ohne vollen Lohnausgleich
Berlin (taz) – Mit einer schnellen Einführung der 35-Stunden- Woche ohne vollen Lohnausgleich will die IG Metall 33.000 neue Stellen in der ostdeutschen Metallindustrie schaffen. Diesen Vorschlag zu einem „Bündnis für Arbeit – Ost“ unterbreitete IG-Metall- Chef Klaus Zwickel gestern in Berlin. Gegen die Massenarbeitslosigkeit, so Zwickel, könne diese Maßnahme nur eine Teillösung sein – niemand werde aber daran gehindert, ein solches Bündnis auch in anderen Industriezweigen aufzugreifen.
Durch die Einführung der 35- Stunden-Woche schon zum 1.Januar 1997, so schwebt Zwickel vor, soll die Arbeitszeit in den neuen Bundesländern um drei Wochenstunden gekürzt werden. Die eingesparte Zeit soll für einen Übergangszeitraum von ein bis zwei Jahren zu gleichen Teilen von Arbeitnehmern, Arbeitgebern und dem Staat finanziert werden. Arbeitgeber und die Bundesanstalt für Arbeit (BA) sollten für je eine Stunde Lohnausgleich aufkommen, auf die dritte Stunde sollten die Arbeitnehmer verzichten. Der BA entstünden dadurch laut Zwickel zusätzliche Kosten von gut 500 Millionen Mark im Jahr. Trotzdem böte das Bündnis auch einen Gewinn, denn durch die Verringerung der Arbeitslosenzahlen könne die Bundesanstalt eine Milliarde Mark einsparen.
Zwickel betonte, daß in Ostdeutschland ein anderer Beschäftigungspakt als in den alten Ländern erforderlich sei, da dort noch immer vollkommen andere wirtschaftliche Bedingungen als im Westen herrschten. Die Kündigung der laufenden Tarifverträge, denen zufolge in der ostdeutschen Metallbranche zum 1. Oktober die 38-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich eingeführt werden soll, komme nicht in Frage. Die Gewerkschaft gehe aber davon aus, „daß über diese seit geraumer Zeit vereinbarten Tarifanpassungen hinaus in der ostdeutschen Metallindustrie kein Spielraum für eine weitere Verteilung vorhanden“ sei. Stefan Kuzmany
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