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Vier Jahre Knast wegen Luxemburg

■ Geschäftsmann schaufelte über die Dresdner Bank seine Millionen am Fiskus vorbei ins Ausland / Die Strafe ist satt

Koblenz (dpa) – Der Unternehmer hatte 6,3 Millionen Mark Steuern hinterzogen, indem er seine Geschäfte teilweise über Luxemburger Konten abwickelte – nun hat das Landgericht Koblenz den Westerwälder Darmhändler Peter Gelhardt zu drei Jahren und neun Monaten Haft und 1,3 Millionen Mark Geldstrafe verurteilt. Es ist das erste Urteil im Zusammenhang mit der bundesweiten Durchsuchungsserie in Filialen der Dresdner Bank.

Der 55jährige Angeklagte aus Ransbach-Baumbach erklärte, es sei ihm von der Koblenzer Filiale der Dresdner Bank leichtgemacht worden, seine Auslandskonten in der Luxemburger Filiale zu führen. Über die Konten wickelte er seine Auslandsgeschäfte ab. Er habe praktisch nie Unterschriften leisten oder nach Luxemburg reisen müssen. Die Bank habe ihm schließlich sogar vorgeschlagen, seine Konten hinter dem Namen einer nichtexistenten Aktiengesellschaft aus Panama zu verstekken. Seine Kunden hätten ihn praktisch gezwungen, eine offizielle und eine nichtoffizielle Rechnung auszustellen. Die inoffiziellen Beträge seien auf Luxemburger Konten überwiesen worden.

Auch die Staatsanwaltschaft hält eine Beteiligung der Dresdner Bank an der Steuerhinterziehung der Jahre 1991 bis 1993 für möglich. Die Verteidigung schob den Behörden und dem Gesetzgeber sogar eine Mitschuld zu. Die Steuerflucht sei für den Angeklagten „praktisch wie eine reife Frucht von Baum gefallen“. Der frühere Werbeslogan der Bank „Reisen bildet – Kapital“ sei augenzwinkernd zynisch gewesen.

Der Angeklagte nahm das Urteil an. Laut dem Vorsitzenden Richter Dieter Unkrich wäre die Strafe doppelt so hoch ausgefallen, hätte der Angeklagte nicht erheblich zur Aufklärung der Vorwürfe beigetragen und seine Steuerschulden inzwischen beglichen. Die Verteidigung hob hervor, nur 0,5 Prozent der Einnahmen Gelhardts seien an der Steuer vorbei in Luxemburg gelandet.

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